Hannah Louise von Rothschild (1850 - 1892)

wird am 9. November 1850 als zweitjüngste Tochter von Louise und Mayer Carl von Rothschild, in Frankfurt am Main geboren. Anders als ihre Schwestern bleibt sie zeitlebens unverheiratet und lebt mit im Haus ihrer Eltern am Untermainkai 15, das heute als Rothschild-Palais bekannt das Jüdische Museum Frankfurt beherbergt. Nach dem Vorbild ihrer Mutter engagiert sie sich schon früh in der Wohltätigkeit, unterstützt eher still und im Verborgenen zahlreiche mildtätige Einrichtungen und ruft - zum Teil auch heute noch bedeutende - gemeinnützige und kulturelle Stiftungen ins Leben. Nach dem Tod des Vaters errichtet sie nicht nur die nach ihm benannte öffentliche Bibliothek. Eine weitere von ihr geschaffene Stiftung, die den Vornamen des Vaters trägt, ist die im Jahre 1890 gegründete "Heilanstalt Carolinum", der Nucleus der modernen universitären Zahnklinik, dem Zahnärztlichen Universitäts-Institut der Stiftung Carolinum.

Besondere Aufmerksamkeit widmet sie außerdem der Sammlung kostbaren chinesischen und japanischen Porzellans ihres Vaters, die sie als "Freiherrlich Carl von Rothschild'sche Vasensammlung" im Parterre des Gebäudes in der Bethmannstraße 1, das in den ersten Jahren die Bibliothek beherbergt, der Öffentlichkeit präsentiert.

Hannah Louise stirbt früh und unerwartet am 24. März 1892 im Alter von nur 41 Jahren. Ihr Begräbnis findet unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt, in der sie hohe Wertschätzung genießt. "Wenn die korpulente Dame mit den freundlichen Gesichtszügen auf dem eigenhändig gelenkten Ponyzweispänner durch die Straßen fuhr, wurde sie von Jedermann erkannt und gern gesehen" heißt es im Nachruf der Frankfurter Zeitung ‚Kleine Presse'. Und Rabbiner Dr. Rudolf Plaut würdigt ihr großzügiges wohltätiges Wirken in seiner Gedächtnis-Rede bei der Enthüllung des Grabdenkmals.

"Offen waren Hand und Herz, wo es galt, menschenfreundliche Liebe und hilfreiche Mildthätigkeit zu üben. Wie viele Bedrängte fanden bei ihr eine schützende Zuflucht, wie so manchem Verlassenen wurde sie eine Trösterin, wie vielen Armen eine untermüdliche Wohlthäterin! … Die Stiftungen, welche die uns allen allzufrüh durch die unerbittliche Hand des Todes Entrissene ins Leben gerufen hat, sind lichtvolle Schöpfungen unter den Wohlthätigkeitsanstalten unserer Vaterstadt, die nie erlöschen werden, sondern das Andenken an ihre Schöpferin als glanzvolle Sterne fortleuchten lassen." Hannah Louise von Rothschilds Grabstätte befindet sich auf dem Jüdischen Friedhof in der Rat-Beil-Straße in Frankfurt am Main.