Louise von Rothschild (1820 - 1894)

stammt aus dem englischen Zweig der Rothschild-Familie und wird in London als jüngste Tochter von Nathan Mayer von Rothschild und seiner Frau Hannah Barent Cohen geboren. Im April 1842 heiratet sie ihren Cousin Mayer Carl von Rothschild, mit dem sie sieben gemeinsame Töchter hat. Für deren Erziehung nimmt sie sich viel Zeit. Sie selbst war im Sinne der Aufklärung erzogen, hochgebildet und gibt ihre vielseitigen Interessen an ihre Mädchen weiter. Auch am Schabbat teilt sie ihnen ihre Ideale und Auffassungen zu Themen der Religion und Sittlichkeit in ihrer englischen Muttersprache mit.

Ihre pädagogischen Konzepte hält sie in kleineren Schriften fest, die auch ins Deutsche und andere europäische Sprachen übersetzt werden. Über das Gebot zur Wohltätigkeit äußert sie in ihren "Gedanken einer Mutter über biblische Texte an ihre Kinder":
"Wenn Gott uns Reichthum verliehen, so hat er demnach eine große Verantwortung uns auferlegt. Er hat uns das Glück anderer anvertraut; er hat uns beauftragt, für unsere armen Brüder Sorge zu tragen; er hat uns verbindlich gemacht, ihnen unsere Hand entgegen zu strecken, wenn sie in Noth, sie zu kleiden, wenn sie nackt, sie zu speisen, wenn sie hungrig, sie zu trösten, wenn sie betrübt sind." Wie alle Rothschild-Frauen engagiert sich auch Freifrau Louise von Rothschild stark in der Wohltätigkeit und umfassenden Sorge für andere. Ihr und ihrer Familie verdankt allein die Stadt Frankfurt etwa 20 kulturelle und soziale Stiftungen, die nicht nur ihren jüdischen Glaubensgenossen, sondern allen Frankfurter Bürgern zu Gute kommen wie zum Beispiel das zum Andenken an ihre jung verstorbene Tochter Clementine (1845-1865) gegründete Clementinen-Mädchen-Spital, das Mädchen und später auch Jungen unabhängig von Konfession und sozialer Herkunft behandelt. Ihre Töchter nimmt sie von klein auf mit, auch wenn sie sich um Kranke und Hilfsbedürftige oder wie während des Deutsch-Französischen Kriegs von 1870/71 um verwundete Soldaten kümmert. Ihrem Mann ist sie geistvolle und feinsinnige Gefährtin und unterstützt ihn kenntnisreich auch bei der Anlage seiner berühmten Kunst- und Büchersammlungen. Sie überlebt ihre Tochter Hannah Louise um einige Jahre und sorgt im Einvernehmen mit ihren anderen Töchtern, dass die neu ins Leben gerufenen Einrichtungen als Stiftungen des öffentlichen Rechts "für alle Zeiten und dauernd" fortbestehen können.