Geschichte der Senckenbergischen Bibliothek
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Geschichte der Senckenbergischen Bibliothek

Die Senckenbergische Bibliothek geht auf den Frankfurter Arzt Johann Christian Senckenberg (1707-1772) zurück, der 1763 eine Stiftung zur Verbesserung des Medizinalwesens ins Leben rief. Sie bestand aus einem mildtätigen Teil: Bürgerhospital und einem wissenschaftlichen Teil mit anatomischem Theater, Botanischem Garten, Sammlungen und seiner Privatbibliothek. Senckenberg legte größten Wert auf die Eigenständigkeit seiner Stiftung und schloss durch eine Klausel »jegliche Vermengung mit Stadtsachen« ausdrücklich aus.
» ausführlich dazu: Johann Christian Senckenberg und seine Stiftung

Johann Christian Senckenberg war zeitlebens ein großer Bücherfreund. Seine Bibliothek umfasste am Ende seines Lebens etwa 10.000 Bände zu unterschiedlichen Themen. Er kaufte Neuerscheinungen und antiquarisch, ließ die Bücher zum Teil nach seinen Vorstellungen zusammenbinden und in manchen findet man noch heute handschriftliche Anmerkungen von ihm.

Nach seinem Tod übernahm eine Administration die Verwaltung der Stiftung. Die Bibliothek wurde dem »Medizinischen Institut« zugeordnet. Bald kamen die ersten Finanznöte auf und man beschloss 6.000 nicht-medizinische Titel der Senckenbergischen Privatbibliothek auf einer Auktion zu versteigern. Mit dem eingenommenen Geld sollte der medizinische Bestand systematisch ausgebaut werden. Durch umfangreiche Legate Frankfurter Ärzte und Bürger war der Ausbau ebenfalls gesichert.

Im 19. Jahrhundert wurden in Frankfurt mehrere naturwissenschaftlich-medizinische Bürgervereine gegründet:

  • 1817 Senckenbergische Naturforschende Gesellschaft (SNG)
  • 1824 Physikalischer Verein (PV)
  • 1836 Verein für Geographie und Statistik
  • 1845 Ärztlicher Verein
  • 1855 Mikroskopischer Verein

Sie alle hatten ihren Sitz auf dem Stiftsgelände am Eschenheimer Tor und beschlossen nach und nach ihre Buchbestände gemeinsam aufzustellen.

Wappen Senckenbergs1850 schloss die Dr.-Senckenbergische Stiftung einen Vertrag mit den Vereinen bezüglich der Bücher. Die Bibliothek sollte fortan den Namen »Senckenbergische Bibliothek« tragen. Die einzelnen Vereine blieben dabei die Eigentümer ihrer Bücher (dies ist bis auf den heutigen Tag so). Vermutlich ab Ende der 1850er Jahre wurde der Bestand nach der Schleiermacher-Systematik aufgestellt und die Bibliothek wandelte sich von einer Präsenz- in eine Ausleihbibliothek.

1867 erfolgte ein erster Umzug innerhalb des Stiftungsgeländes.

1907 zog die Senckenbergische Bibliothek mit ca. 75.000 Bänden in ein eigenes Gebäude in der Victoria-Allee (heute Senckenberganlage). Ab 1909 wurde die Bibliothek nun hauptamtlich von Bibliothekaren betreut. 1910 wurde der Vertrag über die Bibliothek unter Einbeziehung der Stadt erneuert, die nun auch einen finanziellen Zuschuss gab.

1914 wurde die Johann Wolfgang Goethe-Universität als Bürgerstiftung gegründet. Frankfurter Vereine und Stiftungen stellten ihre Institute der Universität zur Verfügung. Die Senckenbergische Bibliothek wurde Universitätsbibliothek für den Bereich Naturwissenschaften und Medizin.

1923 wurde ein Vertrag zwischen der Stiftung und der Universität unterzeichnet, in dem geregelt wurde, dass die Universität fortan die Personalhoheit und die Unterhaltsträgerschaft übernimmt. Fortan trug die Bibliothek offiziell den Titel: »Universitätsbibliothek für Naturwissenschaften und Medizin«. Alle Neuanschaffungen waren nun Eigentum der Universität. Ab 1925 waren die Mitarbeiter der Bibliothek Universitätsbeamte.

Ab 1928 wurde die Bibliothek durch die Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft gefördert. Sie sollte umfassend die Zeitschriftenliteratur in den beschreibenden Naturwissenschaften sammeln. Die Grundlage hierfür war der umfassende Schriftentausch der SNG. Nach Vorstellung der Notgemeinschaft sollte die Senckenbergische Bibliothek deutsches Zentrum für die Literatur der beschreibenden Naturwissenschaften werden. Unter den beschreibenden Naturwissenschaften verstand man Biologie und Geowissenschaften.

Im 2. Weltkrieg wurde das Bibliotheksgebäude durch eine Brandbombe beschädigt, aber der Bestand war frühzeitig nach Oberfranken ausgelagert worden und wurde so kaum in Mitleidenschaft gezogen.

1946 erfolgte die Rückführung mit privaten PKWs und so konnte die Senckenbergische Bibliothek bereits 1947 (mit nur 3 anderen Bibliotheken in der Westzone) den Leihverkehr wieder aufnehmen.

1951 erhielt die Bibliothek von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) in Fortsetzung ihrer früheren Funktion den Sondersammelgebietsauftrag für Allgemeine Biologie, Botanik und Zoologie. Im Rahmen dieses Sammelauftrags bemüht sich die Bibliothek die weltweit erscheinende und für die Forschung relevante Literatur zum Fachgebiet zu erwerben, zu erschließen und überregional zur Verfügung zu stellen.

1964 zog die Senckenbergische Bibliothek in ein gemeinsames Gebäude mit der Stadt- und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main in der Bockenheimer Landstr. 134-138. Die beiden Bibliotheken hatten zwar einen gemeinsamen Direktor, blieben aber ansonsten vollkommen getrennt, da der Teil Senckenbergische Bibliothek ja nach Senckenbergs Willen nicht »mit Stadtsachen vermengt« werden durfte. Es wurde vertraglich geregelt, dass alle Kataloge und Geschäftsgänge getrennt bleiben müssen. Der damalige Bestand der Senckenbergischen Bibliothek umfasste 300.000 Bände und 165.000 Hochschulschriften.

1967 ging die Finanzverantwortung für die Universität von der Stadt an das Land über.

1972/73 wurde ein neuer Vertrag über die Senckenbergische Bibliothek geschlossen, der wiederum den Sonderstatus der Bibliothek bestätigte. Sie war nun eine »zentrale Einrichtung« der Johann Wolfgang Goethe-Universität.

Ab 1973 erfolgte die aktuelle Literaturversorgung im Bereich der Medizin durch die Medizinische Hauptbibliothek. Die Senckenbergische Bibliothek blieb Archivbibliothek für Medizin. Dafür übernahm sie die Verwaltung der Fachbereichsbibliothek Chemie.

Erst als durch den Kulturvertrag die Stadt- und Universitätsbibliothek [» Geschichte der Stadt- und Universitätsbibliothek] zum Land Hessen kam, war eine Vereinigung der beiden Bibliotheken möglich. In einem Kraftakt wurden neben dem laufenden Routinebetrieb von 2002-2004 die Geschäftsgänge der beiden Bibliotheken angepasst und die Abteilungen nach und nach zusammengelegt.

Stand vor der Integration
Bestand: 1,25 Mio Bände
Jährliche Erwerbungsausgaben: 1,6 Mio EUR
Personal: 34 Stellen

Am 1.1.2005 konnte dann eine voll funktionsfähige Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg starten. Auf Wunsch der alten Unterhaltsträger der Senckenbergischen Bibliothek, die in einem Beirat vertreten waren, blieb der Name von Johann Christian Senckenberg im Namen der Universitätsbibliothek erhalten.

Frankfurt am Main 25.1.2007, Dr. Angela Hausinger

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zuletzt geändert am 26. September 2022

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