Zwischen alter und neuer Welt: Die spanischsprachige Literatur Äquatorialguineas

«Somos guineanos
de amores frágiles
ecuatoriales
y bastardías hispanas»
(Anacleto Oló Mibuy)

Dem einzigen spanischsprachigen Land des subsaharischen Afrikas scheint die Suche nach globaler Verortung bereits im Namen angelegt. Aufgrund seiner geschichtlichen Besonderheit überschreitet Äquatorialguinea auch wissenschaftliche Grenzen und findet sich in den Curricula der hiesigen Afrikanistik und Hispanistik entsprechend selten wieder. Angesichts des wachsenden Interesses an der spanischen Sprache und der Konjunktur postkolonialer Theorie ist zu wünschen, dass sich neben der deutschen Wirtschaft auch die deutsche Wissenschaft stärker mit dem Land beschäftigt. Mit einer Bevölkerung unterhalb der Millionengrenze ist Äquatorialguinea nicht nur drittgrößter afrikanischer Erdölproduzent, sondern zugleich Sehnsuchtsort zahlreicher Emigranten und Intellektueller, die das von Ölkonzernen hofierte Regime in die Diaspora getrieben hat.

Es wundert daher nicht, dass zu den großen Themen der äquatorialguineischen Literatur die erzwungene Auseinandersetzung mit sich wandelnden Lebenswelten gehört. So spielt Eugenio Nkogo Ondó in «Sobre las ruínas de la República de Ghana» (1988) die tiefe Enttäuschung eines afrikanischen Intellektuellen durch, der von Europa in das Ghana nach dem Sturz Nkrumahs zurückkehrt.

Francisco Zamora Loboch wiederum kredenzt in seinem «Rezeptbuch gegen den Rassismus» untertitelten Essay «Cómo ser negro y no morir en Aravaca» (1994) ein Menü aus spanischen Alltagsrassismen. Selbst die umstrittene und 2009 zur jüngsten Direktorin einer Nationalbibliothek ernannte Guillermina Mekuy, der in «El llanto de la perra» (2005) das unreflektierte Fortschreiben einer Stereotypisierung afrikanischer Weiblichkeit vorgeworfen wird, situiert ihre Protagonistinnen bevorzugt in europäischen Großstädten.

María Nsué Angüe dagegen spürt in «Ekomo» (1985; auch in französisch) auf gleichsam poetische wie prosaische Weise der ruralen Lebensrealität von Frauen innerhalb der äquatorialguineischen Volksgruppe der Fang nach.

Als alternativer Einstieg für all jene, die des Spanischen nicht mächtig sind, sei «Las tinieblas de tu memoria negra» (1987) von Donato Ndongo Bidyogo in englischer oder französischer Übersetzung empfohlen. Darin setzt sich das Urgestein der äquatorialguineischen Literatur mit der spanischen Kolonialisierung seiner Heimat auseinander.

An literarischen Kuriositäten mangelt es dem kleinen Land mit seiner verstreuten Bevölkerung also keineswegs; eine gute deutschsprachige Einführung bietet Mischa G. Hendel: Äquatorialguinea : Entwicklung und Themen der spanischsprachigen Literatur Afrikas, Saarbrücken 2010.

Weitere Informationen und Literatur zu Äquatorialguinea finden Sie in den beiden virtuellen Fachbibliotheken

Die Afrika-Abteilung dankt Sebastian Pampuch, Bibliotheksreferendar der UB Marburg, für die Erstellung dieser Virtuellen Afrika-Vitrine während seines Praktikums in Frankfurt im März 2012!