Mayer Carl von Rothschild (1820 - 1886)

ist der Enkel von Mayer Amschel Rothschild, dem Begründer der Familiendynastie. 1820 wird er als ältester Sohn von Carl Mayer und seiner Frau Adelheid Herz geboren. Wie seine Brüder wird er ausschließlich privat unterrichtet und später in den verschiedenen Niederlassungen der Rothschild-Banken in Europa kaufmännisch ausgebildet. In Göttingen und Berlin studiert er Rechtswissenschaften und hört dabei auch philosophische, philologische und historische Vorlesungen. Im April 1842 heiratet er in London seine Cousine Louise de Rothschild und kommt mit ihr kurz nach der Geburt ihrer ersten Tochter, Adele, 1843 nach Frankfurt. Das Ehepaar erwirbt als Wohnhaus für die Familie das klassizistische Haus am Untermainkai 15, das heute als Rothschild-Palais bekannt das Jüdische Museum Frankfurt beherbergt.

Unter der Leitung seines Onkels Amschel Mayer Rothschild beginnt er im Frankfurter Bankhaus zu arbeiten und erlebt die politischen Umbrüche um 1848 hautnah mit. Nach dem Tod seines Onkels im Jahre 1855 übernimmt er gemeinsam mit seinem Bruder Wilhelm Carl die Führung. Er wird einer der einflussreichsten Bankiers in Deutschland, Mitglied der Frankfurter Handelskammer und Mitbegründer der Frankfurter Bank. 1866 gehört er der Delegation an, die mit Otto von Bismarck um die Bedingungen der Annexion der Freien Stadt Frankfurt durch Preußen verhandelt. Von 1867 bis 1871 gehört er der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung an und vertritt Frankfurt als Abgeordneter im Norddeutschen Reichstag. Auf königliche Berufung wird er 1871 als erster Jude lebenslänglich ins preußische Herrenhaus gewählt.

Mayer Carl von Rothschild erlangt außerdem Bedeutung als freigebiger Stifter und kenntnisreicher Kunstsammler. Teile seiner kostbaren Kunstschätze wie die Sammlung chinesischer und japanischer Porzellane wird später von seiner Tochter Hannah Louise auch der Öffentlichkeit präsentiert.

Seine in der Villa Günthersburg, dem außerhalb der Stadt gelegenen Sommersitz der Familie, bewahrte umfangreiche Büchersammlung zur Kunst und deutscher wie internationaler Literatur bildet den Grundstock der nach ihm benannten "Freiherrlich Carl von Rothschild'schen öffentlichen Bibliothek". Das Land-Palais wird später auf seinen Wunsch hin abgerissen, der nach englischem Vorbild angelegte Park mit Teehaus und Orangerie der Öffentlichkeit übergeben.