Christian Wilhelm Berghoeffer (1859 - 1938)

wird am 28. Dezember 1859 als Sohn des Steuerinspektors Berghoeffer in Rauschenberg nahe Marburg geboren. Nach dem Abitur studiert er in Göttingen, Berlin und Bonn klassische Archäologie, Philologie und Germanistik und promoviert über Martin Opitz' Buch von der deutschen Poeterei. Für einige Zeit arbeitet er in der Murhardschen Bibliothek in Kassel. Durch die Vermittlung seines Vaters kommt er 1887 nach Frankfurt und wird hier von Hannah Louise von Rothschild zum leitenden Bibliothekar der neu gegründeten Freiherrlich Carl von Rothschild'schen öffentlichen Bibliothek berufen. Auf zahlreichen Studienreisen, die ihn im Auftrag der Stifterin unter anderem nach London, Oxford, Paris, Süddeutschland und in die Schweiz führen, lernt er andere Bibliotheken und deren Systeme kennen und engagiert sich in seiner 40-jährigen Dienstzeit leidenschaftlich für die Entwicklung und Modernisierung des Bibliothekswesens allgemein und der in Frankfurt im Besonderen.

Von Beginn an liegt der Schwerpunkt der Bibliothek auf den Gebieten der Kunst, Musik, Literatur und Sprache der modernen Völker und bildet damit eine hervorragende Ergänzung zu den Beständen der Stadtbibliothek. Zum 25-jährigen Jubiläum weist Berghoeffer in seinem "Grundriß" stolz darauf hin, dass die Freiherrlich Carl von Rothschild'sche öffentliche Bibliothek rund 75 000 Bände vorhält. Kurz nach Gründung der Frankfurter Universität preist er in seinem am 7./8. November 1914 in den "Frankfurter Nachrichten" publizierten Artikel über "Frankfurts Bibliotheken und die Universität" die Bedeutung der von ihm geführten Bibliothek auch für die universitäre Nutzung und lädt zukünftige Forschergenerationen zur Nutzung der Bestände ein. Seine Ausführungen beschließt er mit der durchaus auch heute noch gültigen Aussage: "Die Bibliotheken bilden das eigentliche Rückgrat einer Universität. Niemals konnte und niemals kann die Wissenschaft gedeihen, ohne daß ihr wesentliches Rüstzeug, die Bibliotheken, kräftig ausgestaltet sind oder waren. Das kann erreicht werden, wo Verständnis bei den Benutzern und Verständnis bei den entscheidenden Behörden vorhanden ist."

Als nach den Jahren der Inflation Ende der zwanziger Jahre das Rothschildsche Stiftungskapital nicht mehr für die Finanzierung der Bibliothek ausreicht, springt die Stadt Frankfurt ein. Nach dem Übergang der Bibliothek in den Besitz der Stadt im Jahr 1927 legt Berghoeffer sein Amt als Bibliotheksdirektor nieder und tritt in den Ruhestand. Auf Wunsch der Stadt widmet er sich noch einige Zeit der Pflege des von ihm geschaffenen Sammelkatalogs, der Überblick über den Bestand aller wissenschaftlichen Bibliotheken des deutschen Sprachgebiets bietet.