Einleitung zu Bd. 2

Band zwei der Senckenbergischen Tagebücher setzt im August 1732 auf der Reise zu seinem zweiten Aufenthalt in Berleburg ein. Aufgrund der toleranten Religionspolitik des Grafen Casimir von Sayn-Wittgenstein-Berleburg hatten sich dort viele radikale Pietisten und Inspirierte angesiedelt, darunter auch die Ärzte Johann Samuel Carl, Charles Hector de Marsay und Johann Conrad Dippel. Vor allem in letzterem erkannte der junge Senckenberg einen Seelenverwandten, so dass der berühmte Alchemist mehr und mehr die Rolle eines Mentors einnahm. Anfang September reiste er über Allendorf an der Lumda, Reichelsheim und Friedberg nach Frankfurt in sein Elternhaus zurück, wo er zusammen mit seiner Mutter und dem jüngeren Bruder Johann Erasmus lebte.

Johann Christian verkehrte hier hauptsächlich in den radikalpietistischen Kreisen um die Separierten Christian Fende und Andreas Groß. Seine Hauptbeschäftigung in dieser Zeit war das empirische Studium seiner selbst sowie seiner physischen und sozialen Umgebung, mit dem er seine berufliche und zugleich auch seine religiöse Selbstvervollkommnung anstrebte. Sein Tagebuch, in dem er all seine Erfahrungen und Erkenntnisse notierte, legen hiervon beredtes Zeugnis ab. Seine ruhige Lebensweise wurde nur durch kleinere Ereignisse wie eine Reise in die Pfalz Anfang Oktober oder gelegentliche Besuche von Verwandten und Freunden unterbrochen. Der Band endet mit dem Silvestertag.

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