91 Bände aus Schopenhauers Bibliothek als Geschenk
Das
Schopenhauer-Archiv besitzt neben Manuskripten, Briefen, Lebensdokumenten und Porträts den
umfangreichsten erhaltenen Teil der hinterlassenen Büchersammlung des Philosophen. Bei seinem
Tode im September 1860 wurde die Privatbibliothek mit mehr als 1800 Nummern in einem
”amtlichen Verzeichnis” dokumentiert. Der Wert der Bücher für die
spätere Schopenhauer-Forschung liegt vor allem in der Zusammensetzung der Werke, die sozusagen
eine intellektuelle Biographie Schopenhauers begleiten. Dieser Wert wird durch Schopenhauers
Gewohnheit erhöht, in seinen Büchern Arbeitsspuren, Zeugnisse heftiger
Gefühlsausbrüche, Korrekturen und kleine Zeichnungen zu hinterlassen.
Viele der Bücher Schopenhauers sind im Laufe der Zeit durch Erbschaft, Verkauf, Schenkung und Vernachlässigung in alle Winde zerstreut, viele auch im Krieg verbrannt oder auf andere
Weise zerstört. Im Schopenhauer-Archiv werden gegenwärtig zirka 600 originale Bände
aufbewahrt. Ihre Randschriften sind von Arthur Hübscher in seiner Beschreibung der Bibliothek
publiziert, die Forschung zeigt regelmäßig ihr Interesse an diesem Bestand.
Durch eine großzügige Schenkung einer Erbengemeinschaft unter Federführung von Dr. Wolfgang Klingler, Bremen, erhielt das Archiv im September 2001 eine Sammlung von 91 Bänden aus der Bibliothek Schopenhauers, die in direkter Erblinie auf Schopenhauer Testamentsvollstrecker Dr. Wilhelm von Gwinner zurückgehen. Nach ihrer Übernahme wurden sie in der Universitätsbibliothek katalogisiert und, zunächst vorläufig, im Schopenhauer-Archiv aufgestellt. Ein großer Teil dieser Bücher ist leider in einem so schlechten Zustand, dass es notwendig ist, sie zu restaurieren, bevor sie einer wissenschaftlichen Nutzung zugänglich gemacht werden können. Nach der Reparatur sollten dann die bisher unbekannten Benutzungsspuren in einer kritischen Edition zugänglich gemacht werden.
Frankfurt am Main, 24.7.2002
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zuletzt geändert am 26. September 2022