Erst eins, dann zwei, dann drei …
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Erst eins, dann zwei, dann drei … dann acht -
bald ist wieder Chanukka-Nacht!

Das jüdische Lichterfest, Chanukka, auch Tempelweihfest genannt, beginnt nach jüdischer Zeitrechnung am 25. Kislew. Am Vorabend, dieses Jahr nach weltlichem Kalender am 16. Dezember, zünden Juden auf der ganzen Welt die erste von insgesamt acht Kerzen an und gedenken dabei an ein weit zurückliegendes historisches Ereignis:

Unter der Herrschaft des hellenistischen Königs Antiochus IV in Jerusalem durften Juden nicht mehr nach ihrer Weise leben, sondern wurden gezwungen, die Bräuche der Machthaber zu übernehmen. Nachdem auch ihr Tempel entweiht und geplündert wurde, formierte sich in der Bevölkerung verstärkt Widerstand. Unter der Führung von Juda dem Makkabäer kam es zum offenen Aufstand der Juden, denen es im Jahr 165 v.d.Z. gelang, sich vom Joch der Fremdherrschaft zu befreien. Nun wollten sie auch ihren Tempel reinigen und wiedereinweihen. Doch fehlte es an rituell reinem Öl, um das Ewige Licht im Tempel neu zu entzünden. Eine talmudische Legende berichtet, dass ein versiegeltes Krüglein mit einer kleinen Menge Olivenöl gefunden wurde, die gerade für einen Tag reichen sollte. Doch brannte der Leuchter auf wundersame Weise über acht Tage lang, solange wie es brauchte, neues Öl zu gewinnen.

Zur Erinnerung an dieses Lichtwunder und die Wiedereinweihung des Tempels wird alljährlich das acht Tage dauernde Chanukka-Fest gefeiert. Jeden Abend werden an einem speziellen Leuchter, der Chanukkia, die Kerzen angezündet: erst eins, dann zwei, dann drei…, bis dann am letzten Abend des Festes alle acht Kerzen brennen. Die neunte meist etwas separat gestellte Kerze heißt auf Hebräisch Schamasch und dient dazu, die anderen Kerzen zu entzünden.

Die Feiertage gelten als Halbfeiertage, d. h. man geht tagsüber zur Arbeit und in die Schule. Am Abend versammelt sich die Familie mit Freunden zur fröhlichen Feier. In Verbindung mit der Zeremonie des Kerzenanzündens werden Segenssprüche gesprochen und traditionelle Lieder gesungen. Auch kulinarisch wird an das Öl-Wunder erinnert und gern Fettgebackenes wie Latkes (Kartoffelpuffer) oder Sufganiot (Kreppel) gegessen. Beliebt ist das gesellige Kartenspiel, gern wird auch der Dreidel gedreht.

Der Dreidel ist ein Kreisel mit vier Seiten. Jede Seite zeigt einen anderen hebräischen Buchstaben: nun, gimel, he, schin. Sie bilden die Anfangsbuchstaben des hebräischen Satzes Nes gadol hayah scham, was auf Deutsch heißt: "Ein großes Wunder geschah dort."

Die Kinder werden traditionell mit Süßigkeiten und Chanukka-Geld beschenkt. Auch den Bedürftigen wird besonders großzügig Hilfe und Unterstützung zuteil.

Da das Fest immer in den Winter und somit zeitlich ganz in die Nähe von Weihnachten fällt, kam es in Deutschland im 19. Jahrhundert insbesondere unter den akkulturierten deutsch-bürgerlichen Juden zur Vermischung von Bräuchen der beiden Feste. Nicht selten stand ein Weihnachtsbaum neben der Chanukkia oder ersetzte diese gar. Ironisch wurde von Weihnukka gesprochen. Diese Ideen spiegeln sich heute vor allem in den USA wider - aus Weihnukka wurde Chrismukkah.

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Viel Freude beim Stöbern und Lesen, Chanukka same'ach und frohe lichtreiche Festtage wünscht Ihnen

Ihre Judaica-Abteilung
Dezember 2014

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zuletzt geändert am 26. September 2022

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