Sammlung Deutscher Drucke - Buch des Monats
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Sammlung Deutscher Drucke 1801-1870

Buch des Monats

Dezember 2025

Weihnachtsklänge : eine Festgabe in Lied und Bild / gesammelt von Ludwig Bund ; illustrirt von A. Baur, Hugo Becker, M. von Beckerath, C. Bertling, J. Commans, S. Gesellschap, Prof. Th. Hildebrand, P. Jansen, A. Kindler, H. Lauenstein, Th. Mintrop, G. Süs und A. von Wille in Düsseldorf. - Berlin : G. Grote’sche Verlagsbuchhandlung, 1866. – XVI, 300 Seiten.

Signatur: 18/27708| Online-Ausgabe

Der Herausgeber Ludwig Bund (1828 – 1886), der nach Beendigung seiner Militärlaufbahn in Düsseldorf als Schriftsteller und Kanzlei-Sekretär tätig war, hatte die vielversprechende Idee, ein „Weihnachts-Album“ zu redigieren, das weihnachtliche Texte bekannter Autoren, wie Goethe, Eichendorff oder Rückert (und einige weniger bekannte), mit Illustrationen von Malern der Düsseldorfer Kunstakademie vereint. Bund war als Redakteur des „Düsseldorfer Künstler-Albums“ freundschaftlich mit vielen Protagonisten der Düsseldorfer Malerschule verbunden, die zwischen 1830 und 1870 stilbildend in der Landschafts- und Genremalerei wirkte. Über Ludwig Hugo Becker (1833 – 1868) und Theodor Mintrop (1814-1870) verfasste er biografische Werke. Besonders Mintrop war der Shooting-Star der Düsseldorfer Kunstszene, der vor seiner Karriere im landwirtschaftlichen Betrieb seines Bruders beschäftigt war. „Vom Kuhstall zur Kunstakademie“ war ein gern verwendeter griffiger Slogan. Nebenbei bemerkt hat Joseph Beuys, ein späterer Star der Düsseldorfer Akademie, seine ersten Werke im Stall der Brüder van der Grinten ausgestellt. Sozusagen von der Kunstakademie wieder zurück zum Kuhstall. So schließt sich der Kreis.

Mit moderner Kunst haben die Illustrationen der „Weihnachtsklänge“ nichts zu tun. Sie repräsentieren mit ihren romantischen Motiven die bürgerlich bestimmte Kunst des 19. Jahrhunderts. Nicht von ungefähr sind einige am Buch beteiligte Künstler auch als Illustratoren der Zeitschrift „Die Gartenlaube“ bekannt, die als Inbegriff bürgerlicher Lektüre gilt. Aber wer ließe sich nicht - auch heute noch - gerne in die Welt der spätbiedermeierlichen Beschaulichkeit entführen, wo es nach Nüssen und Bratäpfeln duftet und erleuchtete Kirchlein in sternenklarer Nacht zur Christmette einladen? In diesem Sinne: Eine besinnliche Adventszeit und frohe Weihnachten!

Titelblatt des Buchs
Tafel aus dem Buch

Vorherige Monate

Pierson, Caroline: Encyclopaedie der saemmtlichen Frauenkuenste : ein reiches Lehrbuch zur sichern Erwerbkunde und ein treuer Rathgeber in allen Faellen des weiblichen Wirkungskreises fuer Maedchen und Frauen : mit 21 Kupfertafeln / von Caroline Leonhardt und Caecilie Seifer. - Leipzig : bei August Robert Friese, 1833. - 2 ungezaehlte Blaetter, II, IX, 183 Seiten, 21 ungezaehlte Blaetter Tafeln : Illustrationen

Signatur: 18/35186 | Online-Ausgabe

Probier’s mal mit Gemütlichkeit

Anna bzw. Amalie, eine fiktive Dame aus wohl gutem Haus, unterstützt ihren Bruder bei der Erziehung seiner drei heranwachsenden Töchter. Viele Erziehungsinstitute ihrer Zeit erscheinen ihr nicht annehmbar in vielerlei Hinsicht: mitunter zuviel klassische Bildung und nicht auf das praktische Leben vorbereitend.

In Form von Briefen an die jungen Damen erläutert die wohlmeinende Tante die korrekten Vorgehensweisen bei Handarbeit, Wäschebehandlung, Putzmachen und Blumenbinden; wie Räume innen und junge Damen wohlgefällig von außen dekoriert werden.

Ergänzt werden die „Briefe“ von 21 Kupfertafeln aus allen Bereichen: Strickmuster, Vorlagen für Schrift, Frisuren und das Servieren von Speisen inklusive dem Falten der passenden Servietten.

Die Ansprache junger Menschen in Form von Briefen zur Vermittlung moralischer Grundsätze und religiöser Erziehung war im 18. und 19. Jahrhundert kein ungewöhnliches Stilmittel. Erworben wurde das sonst in Berliner Bibliotheken vorhandene Buch in einem Paket mit weiteren Bänden ähnlichen Inhalts, u.a. „Lebensregeln für junge Frauen“ und „Kleine Anstandslehre für die Dorfjugend“.

Caroline Leonhardt, in zweiter Ehe mit Namen Pierson, lässt auf den für die mannigfaltigen Themen relativ wenigen Seiten kaum einen Bereich für die gebildete, junge Dame von Stand aus. Doch auch, wenn das Wort „kochen“ auf 28 Seiten fällt, so nicht im Rahmen der Zubereitung von Speisen. Das bleibt dann wohl dem Personal überlassen, der Sinn und Zweck des Bändchens ist „der höchste Zauber jedes Menschen, und besonders des Weibes, - die Gemüthlichkeit!“ (S. III).

Titelblatt des Buchs
Tafel aus dem Buch mit Zeichnungen von Frauen, die unterschiedlichen Haarschmuck tragen

Der untrügliche Wahrsager : interessantes Orakelspiel : Vermächtniß der Madame Marie Lenormand in Paris : mit 9 Bildnissen, als: Marie Lenormand, Giulia Gassendi, Eulalia Boehmer, Nine de la Condamine, Polli Amoretti, Rosa Copernicus, Liddy Adverson, Cathinka Kaprucha, Ilka Kisfaludy : Zweite verschönerte Auflage : Cratz : Verlag des Eduard Ludewig, 1848. – 32 S., 9 ungezählte Bl. Tafeln : Illustrationen

Signatur: W 3263 | Online-Ausgabe

„Der untrügliche Wahrsager“ lautet also der Titel des hier präsentierten Werks. Erstaunlich, wo es doch neun Damen sind, deren hellsichtigen Künste man oder frau hier zu Rate ziehen soll. Diese sind sogar allesamt im Zusatz zum Sachtitel gelistet. Verwiesen wird weiterhin auf ihren jeweiligen Wirkungsort (Paris, Neapel, Leipzig, Brüssel, Mailand, Stockholm, London, Warschau, Pesth) und sogar ihr Konterfei ist beigegeben, ausgeführt als Kreidelithographien. Die Verwirrung mag sich steigern, wenn man feststellt, dass man kein Buch im eigentlichen Sinne in Händen hält (also ein Medium, das man sich lesend und Seiten umblätternd zu Gemüte führt), sondern ein Spiel, genauer gesagt ein „Orakelspiel“ mit mantischem Charakter.

Mittels Karten und vorgefertigten Antworten (insgesamt 298 an der Zahl), erhält man in geselliger Runde Antworten auf weltbewegende Fragen wie etwa „Wodurch kann ich mein Glück machen?“ oder „Wer ist mein wahrer Freund?“ oder „Wird meine Ehe glücklich seyn?“. Die jeweilige Prophezeiung als gereimter Zweizeiler erwürfelt man sich, angeleitet von einem Spielleiter namens Zoroaster (eigentlich ein persischer Priester, auch bekannt unter dem Namen Zarathustra). War man mit der Antwort nicht zufrieden, wird zur Klärung ein zweites Spiel-„Oberhaupt“ tätig, immerhin „Doctor Faust“, soviel Bildung in dieser Scheinwelt muss sein. Näheres dazu in der Spielanleitung.

Die Orakelsprüche lieferten (angeblich) besagte 9 „Zukunfts-Forscherinnen“, wie es weiterhin heißt, zu denen sich nur zu Marie Lenormand weiterführende biographische Informationen finden lassen, was wenig verwundert, war doch die wahrsagende Madame Lenormand (1772-1843) schon zu ihren Lebzeiten einschlägig berühmt und berüchtigt.

Nicht unerwähnt werden soll, dass unter dem Nachnamen besagter Dame noch immer hellseherische Geschäfte betrieben werden, wobei das Kartenziehen als mantische Methode bleibt („Lenormandkarten“ heißt das Deck) und natürlich auch online betrieben werden kann.

Auf dem Umschlag des Druckwerks von 1848 liest man noch den Vermerk „6000 Exemplare Absatz“ (an der Zukunft schien Mitte des 19. Jahrhunderts Bedarf geherrscht zu haben), dabei ist dieses, in der „Zweiten verschönerten Auflage“ von der UB JCS erworbene Exemplar in keiner anderen deutschen Bibliothek nachweisbar. Dieser Widerspruch löst sich auf, wenn man bedenkt, dass laut Spielanleitung zum bestimmungsgerechten Gebrauch des Werkes seine Zerstörung gehörte: "Die ... beigebundenen 9, mit Bildnissen und Fragen enthaltenden Blätter sind abzuschneiden und … auf Kartenpapier aufzuziehen“. Bitte nicht nachmachen! Zum Glück gibt es heutzutage davon ein Digitalisat.

Gebrüder Heller Werkzeugfabriken: Musterbuch aller Eisen- und Stahl-Metall-Waaren welche in und um Schmalkalden verfertigt werden.

Schmalkalden : Gebrüder Heller, [ca. 1870]. - 52 Blätter.

Mappe mit Fragmenten aus Schmalkaldischen Metallwaren-Katalogen

Signatur: F 18/583 | Online-Ausgabe

Der Musterkatalog Werkzeugfabriken Gebrüder Heller in Schmalkalden besticht, obwohl nur fragmentarisch erhalten, durch die Fülle der lieferbaren Objekte: Von einfachen Metallwaren, wie Nägel, Nieten und Haken über Zangen, Hämmer, Bohrer, Schnallen, Häkelnadeln, Messer, Scheren und Korkenziehern bis hin zu Brotschneidemaschinen, Blasebälgen und Waffen. Eine Reihe von Produktbezeichnungen entzieht sich der Einordnung durch den modernen Leser: Wer weiß schon, was sich hinter einem "Pisamhobel", "Aderlassschnepper", "Halbmondeisen" oder "Fummelholz" verbirgt? So gesehen gibt der Schmalkaldische Warenkatalog einen tiefen Einblick in die industrielle Produktion einer der größten deutschen metallverarbeitenden Betriebe des 19. Jahrhunderts. Nicht zuletzt dürfte der großformatige Druck und die Kolorierung der Lithographischen Anstalt Otto Wimmer in Schmalkalden zum Werbeerfolg des Musterkataloges beigetragen haben.

Das Unternehmen wurde 1849 durch den Bohrerschmied Johann Georg Heller gegründet. Als Hellers Söhne die Firma übernahmen, wurde sie in Gebrüder Heller umbenannt. Besonders durch die industrielle Produktion hochwertiger gehärteter Bohrer und Bohrwerkzeuge ab 1928 war Heller weltweit bekannt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen in der sowjetischen Besatzungszone verstaatlicht und später als VEB Werkzeugkombinat Schmalkalden weitergeführt. Die enteigneten ehemaligen Eigentümer gründeten im Westen neue Betriebe mit Standorten in Bremen und Dinklage. Nach mehreren Besitzwechseln ist Heller Tools GmbH heute in mehr als 50 Ländern tätig.

Eine gezeichnete Übersichtstafel mit vierzehn kolorierten Werkzeuggriffen

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zuletzt geändert am 28. November 2025