Sammlung Deutscher Drucke - Buch des Monats
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SAMMLUNG DEUTSCHER DRUCKE 1801-1870

Buch des Monats

April 2025

Lesebuch fuer die Jugend ueber meteorologische Erscheinungen und andere Gegenstaende der Natur : nach alphabetischer Ordnung mit Kupfern als eine kurze und fassliche Naturlehre dargestellt. -

Nuernberg : bey Johann Eberhard Zeh, 1804. - 3 ungezaehlte Blaetter, 4 ungezaehlte Seiten, 88 Seiten, 11 Seiten Bildtafeln : 22 Illustrationen

Signatur: S 5/W 585 | Online-Ausgabe

Titelblatt mit dem vollen Titel des Buches in gestochener Schrift
Tafel aus dem Buch mit einem Stich von zwei Kindern, die draußen mit dem Fernrohr in den Nachthimmel schauen

Das hier präsentierte „Lesebuch für die Jugend“ fällt in die Frühphase des sich ab 1800 allmählich etablierenden Schulbuchgeschäfts als einem „Spezialmarkt“ (Haug/Frimmel). Noch ist eine scharfe Trennung zwischen dem unterhaltsamen Sachbuch für Kinder- und Jugendliche und dem eigenständigen Unterrichtswerk nicht vollzogen. Der Anspruch dieses Lesebuchs ist recht schlicht: „Der Hauptentzweck dieses Handbüchleins ist: Sachen darinnen vorzutragen, die jedes Kind fassen und die man ihm leicht erklären kann.“

Es folgt dafür einer simplen abecedarischen Ordnung, von A wie „Abendroethe“ bis Z wie „Zenith“ (ohne X und Y), um Kindern „das Wetter“ und seine ebenso wechselhaften wie wundersamen Phänomene in 23 meteorologischen Miniaturen näher zu bringen – sozusagen ein Beitrag zur Umweltbildung aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Die Kupfer zeigen Darstellungen von Blitz, Donner, Kometen, Hagel, Irrlichter, Regenbogen, Sonnenfinsternis, Vulkanausbruch u.a.m. – nur das Lemma „Zenith“ bleibt unbebildert. Apropos: gerade in diesem kurzen Beitrag wird deutlich, wie der pädagogische Impetus des Lehrbuchs noch zwischen Aufklärungs- und Frömmigkeit changiert. Was mit einem Appell an den Forschergeist beginnt, endet mit einer Rezeptionsanleitung für die lesenden Knaben und Mädchen, der Devise: „Gott du bist groß!“

Erschienen ist das Werk im Verlag der im letzten Drittel des 18. Jahrhundert gegründeten Zeh’schen Buchhandlung, die zu den kleinsten Nürnberger Verlagsbuchhandlungen zählte und über die nur sehr wenig bekannt ist: „Auf dem Gebiet des Kinderbuchs konzentrierte sich Zeh auf ABC-Bücher, Bilderbücher aus Leinwand und Pappe sowie Erzählungen [i.S. von Abenteuergeschichten]“ (Fränkische Kinderbücher aus fünf Jahrhunderten, bearb. v. C. Hofmann-Randall, Erlangen-Nürnberg 2001), wobei der Schwerpunkt der Kinderbuchproduktion in den Jahren 1820 bis 1850 lag. Die naturkundlichen Bücher der späteren Verlagsjahre waren dabei zumeist aufwändiger produziert, und mit kolorierten Stichen versehen.

Vorherige Monate

Album von Frankfurt a/M / F. Rau [Johann Friedrich Anton Rau]. -

Frankfurt a/M : Lith. Institut von Ph. Frey & Co., ca. 1862 - 2 ungezählte Blätter, 24 ungezählte Blätter Tafeln

Signatur: Ffm Wq 83 | Online-Ausgabe

Titelblatt des Albums von Frankfurt mit Francofortia und Stadtwappen

Das Album von Frankfurt umfasst 24 prachtvolle, mehrfarbig lithografierte Ansichten Frankfurter Sehenswürdigkeiten, darunter Dom, Römerberg und Goethe-Denkmal, aber auch seltener dargestellte Impressionen, wie Hessendenkmal, Synagoge und der 1858 eröffnete Zoologische Garten. Die Lithografien sind auf Karton gedruckt und wurden in einen goldenen Rahmen eingeklebt, der wiederum von Porträtdarstellungen aus dem Kaisersaal des Frankfurter Römers umgeben ist. Die Blätter erschienen in der Lithographischen Anstalt Philipp Frey, die bereits 1844 als Cartonagen-Fabrik gegründet wurde und neben der Dondorfschen Druckerei eine der besten Frankfurter Adressen für chromolithografische Drucke war. Die meisterlichen Lithografien, die mit „F. Rau fec[it]“ signiert sind, stammen von Johann Friedrich Anton Rau, der ab 1856 bei Ph. Frey als Leiter der Lithografie-Abteilung tätig war, ehe er zusammen mit dem Kaufmann Gerhard Blümlein 1864 die Lithographische Kunst- und Präge-Anstalt Anstalt Rau & Blümlein gründete. 1867 eröffnete Rau seinen eigenen Betrieb.

Das Album von Frankfurt kann trotz des relativ großen Formats (etwa DIN A4) als Vorbild für die später populären kleinformatigen Stadtansichten in Leporello-Form gelten. Das erste Bändchen in dieser Form erschien 1862 anlässlich des Deutschen Schützenfestes in Frankfurt im Verlag Heinrich Keller. Gedruckt wiederum bei Philipp Frey, dessen Firma zum Pionier fotolithografischer Reproduktionsmethoden wurde und insbesondere ab den 1880er Jahren Stadtansichten in Leporelloform weltweit vertrieb.

Lithographie des Römbergs aus dem 19. Jahrhundert mit Häuserzeile sowie Abbildungen von Kaiser Konrad II. und Heinrich III.

Das Album von Frankfurt ist überaus selten. In Deutschland gibt es nur noch ein weiteres Exemplar im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte.

Anleitung zur bürgerlichen Baukunst : zum Gebrauche der Hauptschulen.

Wien : Im Verlage der k.k. Schulbücher-Verschleiß-Administration, 1849. – 174 Seiten, 2 ungezählte Seiten, 8 gefaltete ungezählte Blätter Tafeln : Illustrationen

Signatur: 18/34929 | Online-Ausgabe

Titelblatt des Buches, darauf der Buchtitel in kunstvoll geschwungener Schrift

Ein Gebäude soll fest, nützlich und schön sein, so formulierte es schon Vitruv in seinen „De architectura libri decem“ (dt.: Zehn Bücher über die Baukunst), dem einzigen aus der Antike überlieferten Werk über Architekturtheorie, das in der Renaissance wiederentdeckt wurde und seitdem großen Einfluss auf das europäische Bauwesen hatte. Vitruvs drei Grundprinzipien gliedern auch die 1773 auf Deutsch erschienene Schrift „Anfangsgründe der bürgerlichen Baukunst“ des Jesuiten Johann Baptist Izzos, der als Lehrer für Baukunst an der Theresianischen Ritterakademie in Wien tätig war. Nicht zufällig ist der Titel unseres Schulbuchs „Anleitung zur bürgerlichen Baukunst“ ganz nah an seinem Vorbild, denn es ist ein „freier Auszug“ aus Izzos Werk, das sich jedoch „nicht allein durch Kürze und den geringen Preis, sondern auch durch einige Abänderungen und das achte Hauptstück von Wirtschaftsgebäuden“ (S. [3]) unterscheidet. In der Vorrede wird dies damit begründet, dass viele Schüler zukünftig als „Landwirte oder Verwalter“ (S. [3]) selbst bauen oder Baumaßnahmen überwachen werden. Ställe und Getreidespeicher als landwirtschaftliche Bautypen und das Bauen mit einfachen Materialien wie ungebrannte Ziegel werden in diesem Kapitel erörtert.

Darüber hinaus ist das Schulbuch eine wahre Fundgrube zum Thema Bauen: Baumaterialien und deren Qualität, Mengen- und Größenangaben, Fragen der Statik, Schutz vor Feuer und Wasser, Fach- und Mauerwerk, geeignete Bauplätze, die Auswahl von Türen und Fenstern, das Zeichnen von Baurissen sowie deren Umsetzung und sehr vieles mehr. Neben diesen praktischen Kenntnissen werden aber auch ästhetische Aspekte thematisiert, wonach ein Gebäude symmetrisch, die Proportionen harmonisch und der Zierrat dem Gebäudezweck angemessen sein sollen. Die Illustrationen am Ende lassen die Vielfalt des Lehrwerks noch einmal erahnen: Hier findet sich alles vom großbürgerlichen Eingangsportal (Taf. II.) über den Schafstall (Tafel III.) bis hin zu den fünf Säulenordnungen mit einem Verweis auf Vitruv (Taf. IV).

Das bescheidene Titelblatt des Schulbuches mit seinem Zusatz „Zum Gebrauche der Hauptschulen“ lässt solch einen baukundlichen Rundumschlag kaum erahnen, und auch wenn die damalige Schulform eher an das Konzept der Realschule denken lässt, ist dieses umfangreiche Wissen in einem Schulbuch erstaunlich. In unserem Exemplar findet sich ein kleiner Hinweis auf einen jugendlichen Leser (und späteren Landwirt?), der die Viehställe auf Tafel III. mit einigen Tieren belebt hat.

78 Spruechwoerter in Bildern.

Esslingen a/N. : Verlag von J. F. Schreiber, [ca. 1840].

12 Blaetter Tafeln, 2 ungezaehlte Seiten : Illustrationen

Signatur: Sq 5/W 118 | Online-Ausgabe

Titelblatt des Buches, darauf der Buchtitel in kunstvoll geschwungener Schrift

Sprichwörter vermitteln in einem fest formulierten Satz überlieferte Weisheiten oder Lebenserfahrungen, deren Ursprung in der Regel unbekannt ist. Um es mit Cervantes zu sagen: „Ein Sprichwort ist ein kurzer Satz, der sich auf lange Erfahrung gründet.“ Diese Prägnanz, mit der komplexe Sachverhalte einfach dargestellt werden, eignet sich besonders im Bereich des Kinder- und Jugendbuchs, um erzieherisch tätig zu sein und moralische Richtlinien zu transportieren. Die Kombination mit bunten Illustrationen, ermöglicht durch die Verwendung lithografischer Techniken, fügt noch eine weitere Dimension der Wahrnehmung hinzu und erklärt den großen Erfolg der „Sprüchwörter-Bücher“ im 19. Jahrhundert.

Das vorliegende Buch erschien um 1840 im Esslinger Verlag Jakob Ferdinand Schreiber, seinerzeit eine der größten „lithographischen Anstalten“ Deutschlands. Auf 12 Tafeln im Querformat sind jeweils eine größere Illustration eines Sprichwortes, umgeben von fünf oder sechs kleineren, mit dem dazugehörigen Text abgebildet.

Zwei Illustrationen aus dem Buch, ein verwüsteter Raum und darunter der Text "Blinder Eifer schadet nur" sowie eine Abbildung von Schiffsbrüchigen und darunter "Hoffnung lässt nicht sinken"

Es ist nicht verwunderlich, dass sich viele Sprichwörter im Hinblick auf das jugendliche Lesepublikum auf Tugenden, wie Ehrlichkeit, Genügsamkeit und Gottesfurcht beziehen. Dem „Fleiß“ lassen sich gleich mehrere Sprichwörter zuordnen: „Müßiggang ist aller Laster Anfang“ (Tafel 3), „Wer säet wird erndten“ (Tafel 8), „Uebung macht den Meister“ (Tafel 11) oder „Wer den Honig haben will, darf den Stachel der Bienen nicht scheuen“ (Tafel 8), wohl eine Variation des klassischen Seneca-Zitats „Per aspera ad astra“. Überhaupt sind die Grenzen zwischen Sprichwort, geflügeltem Wort und Zitat fließend, weil im Laufe der Überlieferung viele Zitate, deren literarische oder theologische Quellen bekannt sind, sprichwörtlich zum Sprichwort geworden sind. Wer denkt bei „Wenn die Noth am größten, ist Rettung am nächsten“ (Tafel 10) nicht an Hölderlins „Wo aber Gefahr ist, wächst das Rettende auch“ aus seiner 1808 erschienen Hymne „Patmos“? Manchmal lässt sich die Verwendung über Jahrhunderte hinweg nachweisen, so bei „Eine Hand wäscht die andere“ (Tafel 10), von Senecas „Manus manum lavat“ über Petronius, Goethe und Hegel bis zum Kölner Klügel. „Blinder Eifer schadet nur“ mit der vignettenhaften Darstellung einer desaströsen Katzenjagd auf Tafel 12 geht auf Magnus Gottfried Lichtwers Gedicht „Die Katzen und der Hausherr“ zurück. „Hoffnung läßt nicht sinken“ (ebenfalls Tafel 12) verweist darauf, dass Hoffnung bewahren in schweren Zeiten schon immer ein Thema war. Heute würde man von „Resilienz“ sprechen, wie überhaupt einige Sprichwörter durchaus modern interpretiert werden können: „Waghals brich den Hals“ (Tafel 2) als Warnung vor gefährlichen Trendsportarten, „Zuviel ist ungesund“ (Tafel 6) als Leitfaden für Ernährungsfragen und „Wahl macht Qual“ (Tafel 8) im Hinblick auf 41 zugelassene Parteien zur Bundestagswahl. „Eintracht bringt Macht“ (Tafel 1) muss in Frankfurt nicht weiter kommentiert werden.

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zuletzt geändert am 30. April 2025