Sammlung Deutscher Drucke - Buch des Monats
Banner zur Umfrage für den Website-Relaunch Jetzt an unserer Web-Umfrage teilnehmen und die zukünftige Website der Universitätsbibliothek mitgestalten!"
Universitätsbibliothek » Sammlung Deutscher Drucke - Buch des Monats
SAMMLUNG DEUTSCHER DRUCKE 1801-1870

Buch des Monats

Juni 2025

Gebauer, Christian David: [Afbildninger til Naturhistorien] Abbildungen zur Naturgeschichte : mit deutscher und lateinischer Nomenklatur : zum Gebrauch beym Unterrichte / von C.D. Gebauer, der Koeniglichen Akademie fuer die bildenden Kuenste zu Kopenhagen ordentlichem Mitgliede. -

Kopenhagen : In der Gyldendalischen Buchhandlung, 1818. - 2 ungezaehlte Blaetter, 24 Spalten, 1 ungezaehltes Blatt Tafel, 19 Blaetter Tafeln : Illustrationen 19 Kupferstiche von Oluf O. Bagge, ein Kupferstich von Joergen Valentin Sonne gestochen

Signatur: Wq 740 | Online-Ausgabe

Das Ansichtenwerk mit fast 600 Tierdarstellungen ist als Ergänzung zur um 1800 überaus populären Schrift „Naturgeschichte für Kinder“ von Georg Christian Raff gedacht, die bis 1833 14 Auflagen erfuhr. Zu den 19 Kupfertafeln gibt es eine Konkordanz mit Nomenklatur in Deutsch und Latein. Die Tierzeichnungen stammen von Christian David Gebauer (1777 – 1831), die von dem dänischen Stecher Oluf Olufsen Bagge (1780 – 1836) meisterhaft als Kupferstiche umgesetzt wurden. Einen Kupferstich (Taf. 15, Vögel) führte Bagges damals 17jähriger Schüler Joergen Valentin Sonne aus, der sich später auch als Schlachten- und Genremaler einen Namen machte. Dargestellt sind 154 Vögel auf einer Druckplatte, anatomisch korrekt, aber fast im Stil eines modernen Wimmelbildes. Er übertraf damit seinen Lehrmeister, der es bei Tafel 16 nur auf 65 Fische brachte.

Das vorliegende Werk ist ein interessantes Beispiel für mehrsprachige Parallelausgaben in Dänemark in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Es erschien eine Ausgabe in Deutsch und zeitgleich eine Ausgabe mit dänischem Text unter dem Titel Afbildninger til Naturhistorien. Die Illustrationen sind in beiden Ausgaben gleich. Die Herzogtümer Schleswig, Holstein und Lauenburg standen unter dänischer Verwaltung. Ein Großteil der deutschsprachigen Publikationen wurde in der Hauptstadt Kopenhagen gedruckt und verlegt. So auch Gebauers Abbildungen zur Naturgeschichte, die 1818 bei Gyldendal erschienen, Dänemarks größter und ältester Verlag, der bis heute besteht.

Vorherige Monate

Lesebuch fuer die Jugend ueber meteorologische Erscheinungen und andere Gegenstaende der Natur : nach alphabetischer Ordnung mit Kupfern als eine kurze und fassliche Naturlehre dargestellt. -

Nuernberg : bey Johann Eberhard Zeh, 1804. - 3 ungezaehlte Blaetter, 4 ungezaehlte Seiten, 88 Seiten, 11 Seiten Bildtafeln : 22 Illustrationen

Signatur: S 5/W 585 | Online-Ausgabe

Titelblatt mit dem vollen Titel des Buches in gestochener Schrift
Tafel aus dem Buch mit einem Stich von zwei Kindern, die draußen mit dem Fernrohr in den Nachthimmel schauen

Das hier präsentierte „Lesebuch für die Jugend“ fällt in die Frühphase des sich ab 1800 allmählich etablierenden Schulbuchgeschäfts als einem „Spezialmarkt“ (Haug/Frimmel). Noch ist eine scharfe Trennung zwischen dem unterhaltsamen Sachbuch für Kinder- und Jugendliche und dem eigenständigen Unterrichtswerk nicht vollzogen. Der Anspruch dieses Lesebuchs ist recht schlicht: „Der Hauptentzweck dieses Handbüchleins ist: Sachen darinnen vorzutragen, die jedes Kind fassen und die man ihm leicht erklären kann.“

Es folgt dafür einer simplen abecedarischen Ordnung, von A wie „Abendroethe“ bis Z wie „Zenith“ (ohne X und Y), um Kindern „das Wetter“ und seine ebenso wechselhaften wie wundersamen Phänomene in 23 meteorologischen Miniaturen näher zu bringen – sozusagen ein Beitrag zur Umweltbildung aus dem frühen 19. Jahrhundert.

Die Kupfer zeigen Darstellungen von Blitz, Donner, Kometen, Hagel, Irrlichter, Regenbogen, Sonnenfinsternis, Vulkanausbruch u.a.m. – nur das Lemma „Zenith“ bleibt unbebildert. Apropos: gerade in diesem kurzen Beitrag wird deutlich, wie der pädagogische Impetus des Lehrbuchs noch zwischen Aufklärungsstreben und Frömmigkeit changiert. Was mit einem Appell an den Forschergeist beginnt, endet mit einer Rezeptionsanleitung für die lesenden Knaben und Mädchen, der Devise: „Gott du bist groß!“

Erschienen ist das Werk im Verlag der im letzten Drittel des 18. Jahrhundert gegründeten Zeh’schen Buchhandlung, die zu den kleinsten Nürnberger Verlagsbuchhandlungen zählte und über die nur sehr wenig bekannt ist: „Auf dem Gebiet des Kinderbuchs konzentrierte sich Zeh auf ABC-Bücher, Bilderbücher aus Leinwand und Pappe sowie Erzählungen [i.S. von Abenteuergeschichten]“ (Fränkische Kinderbücher aus fünf Jahrhunderten, bearb. v. C. Hofmann-Randall, Erlangen-Nürnberg 2001), wobei der Schwerpunkt der Kinderbuchproduktion in den Jahren 1820 bis 1850 lag. Die naturkundlichen Bücher der späteren Verlagsjahre waren dabei zumeist aufwändiger produziert, und mit kolorierten Stichen versehen.

Album von Frankfurt a/M / F. Rau [Johann Friedrich Anton Rau]. -

Frankfurt a/M : Lith. Institut von Ph. Frey & Co., ca. 1862 - 2 ungezählte Blätter, 24 ungezählte Blätter Tafeln

Signatur: Ffm Wq 83 | Online-Ausgabe

Titelblatt des Albums von Frankfurt mit Francofortia und Stadtwappen

Das Album von Frankfurt umfasst 24 prachtvolle, mehrfarbig lithografierte Ansichten Frankfurter Sehenswürdigkeiten, darunter Dom, Römerberg und Goethe-Denkmal, aber auch seltener dargestellte Impressionen, wie Hessendenkmal, Synagoge und der 1858 eröffnete Zoologische Garten. Die Lithografien sind auf Karton gedruckt und wurden in einen goldenen Rahmen eingeklebt, der wiederum von Porträtdarstellungen aus dem Kaisersaal des Frankfurter Römers umgeben ist. Die Blätter erschienen in der Lithographischen Anstalt Philipp Frey, die bereits 1844 als Cartonagen-Fabrik gegründet wurde und neben der Dondorfschen Druckerei eine der besten Frankfurter Adressen für chromolithografische Drucke war. Die meisterlichen Lithografien, die mit „F. Rau fec[it]“ signiert sind, stammen von Johann Friedrich Anton Rau, der ab 1856 bei Ph. Frey als Leiter der Lithografie-Abteilung tätig war, ehe er zusammen mit dem Kaufmann Gerhard Blümlein 1864 die Lithographische Kunst- und Präge-Anstalt Anstalt Rau & Blümlein gründete. 1867 eröffnete Rau seinen eigenen Betrieb.

Das Album von Frankfurt kann trotz des relativ großen Formats (etwa DIN A4) als Vorbild für die später populären kleinformatigen Stadtansichten in Leporello-Form gelten. Das erste Bändchen in dieser Form erschien 1862 anlässlich des Deutschen Schützenfestes in Frankfurt im Verlag Heinrich Keller. Gedruckt wiederum bei Philipp Frey, dessen Firma zum Pionier fotolithografischer Reproduktionsmethoden wurde und insbesondere ab den 1880er Jahren Stadtansichten in Leporelloform weltweit vertrieb.

Lithographie des Römbergs aus dem 19. Jahrhundert mit Häuserzeile sowie Abbildungen von Kaiser Konrad II. und Heinrich III.

Das Album von Frankfurt ist überaus selten. In Deutschland gibt es nur noch ein weiteres Exemplar im Frankfurter Institut für Stadtgeschichte.

Anleitung zur bürgerlichen Baukunst : zum Gebrauche der Hauptschulen.

Wien : Im Verlage der k.k. Schulbücher-Verschleiß-Administration, 1849. – 174 Seiten, 2 ungezählte Seiten, 8 gefaltete ungezählte Blätter Tafeln : Illustrationen

Signatur: 18/34929 | Online-Ausgabe

Titelblatt des Buches, darauf der Buchtitel in kunstvoll geschwungener Schrift

Ein Gebäude soll fest, nützlich und schön sein, so formulierte es schon Vitruv in seinen „De architectura libri decem“ (dt.: Zehn Bücher über die Baukunst), dem einzigen aus der Antike überlieferten Werk über Architekturtheorie, das in der Renaissance wiederentdeckt wurde und seitdem großen Einfluss auf das europäische Bauwesen hatte. Vitruvs drei Grundprinzipien gliedern auch die 1773 auf Deutsch erschienene Schrift „Anfangsgründe der bürgerlichen Baukunst“ des Jesuiten Johann Baptist Izzos, der als Lehrer für Baukunst an der Theresianischen Ritterakademie in Wien tätig war. Nicht zufällig ist der Titel unseres Schulbuchs „Anleitung zur bürgerlichen Baukunst“ ganz nah an seinem Vorbild, denn es ist ein „freier Auszug“ aus Izzos Werk, das sich jedoch „nicht allein durch Kürze und den geringen Preis, sondern auch durch einige Abänderungen und das achte Hauptstück von Wirtschaftsgebäuden“ (S. [3]) unterscheidet. In der Vorrede wird dies damit begründet, dass viele Schüler zukünftig als „Landwirte oder Verwalter“ (S. [3]) selbst bauen oder Baumaßnahmen überwachen werden. Ställe und Getreidespeicher als landwirtschaftliche Bautypen und das Bauen mit einfachen Materialien wie ungebrannte Ziegel werden in diesem Kapitel erörtert.

Darüber hinaus ist das Schulbuch eine wahre Fundgrube zum Thema Bauen: Baumaterialien und deren Qualität, Mengen- und Größenangaben, Fragen der Statik, Schutz vor Feuer und Wasser, Fach- und Mauerwerk, geeignete Bauplätze, die Auswahl von Türen und Fenstern, das Zeichnen von Baurissen sowie deren Umsetzung und sehr vieles mehr. Neben diesen praktischen Kenntnissen werden aber auch ästhetische Aspekte thematisiert, wonach ein Gebäude symmetrisch, die Proportionen harmonisch und der Zierrat dem Gebäudezweck angemessen sein sollen. Die Illustrationen am Ende lassen die Vielfalt des Lehrwerks noch einmal erahnen: Hier findet sich alles vom großbürgerlichen Eingangsportal (Taf. II.) über den Schafstall (Tafel III.) bis hin zu den fünf Säulenordnungen mit einem Verweis auf Vitruv (Taf. IV).

Das bescheidene Titelblatt des Schulbuches mit seinem Zusatz „Zum Gebrauche der Hauptschulen“ lässt solch einen baukundlichen Rundumschlag kaum erahnen, und auch wenn die damalige Schulform eher an das Konzept der Realschule denken lässt, ist dieses umfangreiche Wissen in einem Schulbuch erstaunlich. In unserem Exemplar findet sich ein kleiner Hinweis auf einen jugendlichen Leser (und späteren Landwirt?), der die Viehställe auf Tafel III. mit einigen Tieren belebt hat.

Zum Buch des Monats-Archiv

Zurück zum Seitenanfang
zuletzt geändert am 30. Mai 2025