Die Sammlung Deutscher Drucke 1801-1870 präsentiert monatlich eine ganz besondere Erwerbung, die innerhalb Deutschlands zumeist in keiner anderen Bibliothek vorhanden ist.
Einen guten Überblick über die thematische Vielfalt aller SDD-Zugänge gibt die ständig aktualisierte Neuerwerbungsliste.
September 2024
Die Goldene Leyer: Auswahl der vorzüglichsten Dichter von England, Frankreich, Deutschland, Italien und Spanien / herausgegeben von J. Macray.
London : Treuttel, Würtz, Treuttel Jun. and Richter, 1830.
Einen guten Tee aus einer feinen Porzellantasse zu trinken, ist ein Genuss. Dass aber ähnliche ästhetische Erlebnisse bei der Lektüre von Gedichten auf „Porzellanpapier“ erfolgen kann, mag überraschen. Ein eindrucksvolles Lese-Objekt dieser Art ist ein schmales, unpaginiertes Büchlein mit dem Titel „Die Goldene Leyer“, mit Goldfarbe gedruckt in London im Jahre 1830. Es enthält eine Auswahl von Werken „der vorzüglichsten Dichter“ gleich aus fünf europäischen Ländern (England, Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien), in der jeweiligen Landessprache. Nicht nur die deutsche Autor*innen-Auswahl verwundert ein wenig, mit Herder, Goethe, Schiller, Uhland konnte man rechnen, mit Ludwig Rellstab oder gar mit Hermine von Chézy nicht. Der Herausgeber, John Macray (1795-1878), später lange Zeit Bibliothekar an der für europäischen Sprachen zuständigen Taylor Institution Library, einer Zweigbibliothek der Bodleian Library Oxford, preist in seinem Vorwort die völkerverbindende Kraft der Lyrik, woran er selbst als Übersetzer mitgewirkt haben dürfte. Die „Goldene Leyer“ kommt (mit Ausnahme des Titels) allerdings ohne Übersetzungen aus.
Zur besonderen Materialität des Bändchens sei gesagt, dass die Bezeichnung „Porzellanpapier“ auf die leuchtend weiße Oberfläche anspielt, die dem Bändchen, in dunkelblauem Halbleder gehalten und mit einem Marmorpapierbezug versehen, einen besonders edlen und vornehmen Charakter verleiht. Entwickelt wurde dieses Papier wahrscheinlich um 1830 von Thomas de La Rue in London, wie man in einem einschlägigen Werk zur Papiergeschichte nachlesen kann, ein wahrer Erfolgsschlager, und für luxuspapiergemäße Genres wie Geschäfts- und Visitenkarten prädestiniert. Macray nutzte übrigens das vorliegende Werk auch, um diese neue Erfindung dem geneigten Publikum vorzuführen („to shew the progress of a new and beautiful Art“).
Diese einzig bekannte Ausgabe der „Goldenen Leyer“ mit deutschem Titelblatt (es existieren mehrere Bände mit englischem Titel) enthält noch viel mehr an (Erzähl)stoff und ist ein wunderbares Beispiel für das, was die Sammeltätigkeit bei der SDD so besonders macht: Wer sind wohl Elizabeth Henriette Green, Caroline Emilie Green und Caroline Ann Wurtzburg, deren Namen sich auf dem Vorsatzblatt befinden, geschrieben wohl von ein und derselben Hand mit Tinte in Kurrentschrift, datiert 1874? Zumindest lässt sich eine Caroline A. Wurtzburg als Herausgeberin der Federzeichnungen von John Ruskin ermitteln (erschienen 1901/1902). Leichter macht es einem dann doch die gedruckte Widmung des Herausgebers an „Her Highness the Princess Mary Esterhazy“. Maria Theresia (1794-1874), äußerst aparte Tochter des Fürsten Karl Alexander von Thurn und Taxis, war mit Paul III. Anton Esterhazy vermählt, einem hochrangigen Diplomaten im Dienste Metternichs, und bewegte sich in ihrem Londoner Domizil in den höchsten aristokratischen Kreisen. Habent sua fata libelli.
Vorherige Monate
Buchdruckerei F. Cloos & Comp.: Schrift- und Druckproben aus der Buchdruckerei von F. Cloos & Comp. zu Nidda in der Wetterau.
Nidda : F. Cloos, im November 1842. – 12 ungezählte Seiten + 1 beigefügtes gefaltetes Werbeblatt.
Bei dieser unscheinbaren, aber überaus seltenen Schriftprobe handelt es sich um ein charakteristisches Beispiel regionaler Druck- und Verlagsgeschichte. Die vorliegende Publikation erschien zur Eröffnung der im November 1842 von Friedrich Cloos in Nidda gegründeten Buchdruckerei. Sie sollte potentiellen Kunden die Vielfalt der vorrätigen Schriften veranschaulichen. Einer dieser Kunden könnte der auf dem vorgebundenen Werbeblatt vom Oktober 1842 handschriftlich adressierte Herr „Steuerkommisair Winterstein wohlgeboren dahier“ gewesen sein.
Die „Schrift- und Druckprobe“ enthält 42 Fraktur- und Antiquaschriften für den Bleisatz in Schriftgraden von Nonpareille (6 Punkt) bis Sabon (60 Punkt) nebst Linien, Bordüren und Vignetten. Eine durchaus beachtliche Auswahl für eine neu gegründete Druckerei. Ungewöhnlich ist auch der Text, der für die Satzbeispiele verwendet wurde: „Die vierte Secularfeier der Buchdruckerkunst [1840] scheint den Jüngern derselben eben keine glücklichen Aussichten eröffnen zu wollen. Die Druckergehilfen werden durch die immer größere Verbreitung der Schnell- und Dampfpressen in ihrer Existenz bedroht, während jetzt auch der Schriftsetzer durch Maschinen ersetzt werden soll.“ (Blatt 2) Trotz der Kritik an der fortschreitenden Mechanisierung und Industrialisierung im grafischen Gewerbe hatte die Buchdruckerei in Nidda über 150 Jahre Bestand. Bereits am 1. Januar 1843 erschien das „Kreisblatt, eine Wochenschrift für Öffentlichkeit und Gemeinwohl, zunächst im Kreise Nidda“, dem das „Amts-Blatt des Großherzogl. Hessischen Kreisrathes“ beigegeben war. Es folgten unzählige Druckaufträge für Fahrpläne, Plakate, Einladungen, Prospekte, Formulare, Kleinschriften, kurzum all das, was man als Akzidenzdrucksachen bezeichnet.
Es ist ein Glücksfall, dass Teile der einstigen Druckerei Cloos heute im Niddaer Heimatmuseum (www.museum-nidda.de) der Öffentlichkeit zugänglich sind, darunter eine Kniehebelpresse der Firma Henschel von 1843 und einige der in der Druckprobe verzeichneten Schriften.
Bilder-Atlas fuer Kaufleute und Fabrikanten : eine Gallerie von Abbildungen wichtiger und interessanter Gegenstaende aus der merkantilistischen Waarenkunde und Technologie ...
mit erklaerendem Texte / Hrsg. Carl Noback. - Leipzig : Wigand, [1840-41]. - Getr. Pag. : Ill.; [120] Lithogr., davon 24 kolor.
Im Zuge der Industrialisierung Deutschlands wurde handelskundliche Literatur zunehmend nachgefragt. Schriften wie das auf dem Titelblatt genannte „Handbuch für Kaufleute“ des schottischen Ökonomen John R. McCulloch wurden ins Deutsche übersetzt und fanden zahlreiche Nachahmer. Diese Handbücher vereinten das gesammelte Wissen von Preisangaben für den internationalen Handel über rechtliche Grundlagen von Kapernfahrten bis hin zu Zollbestimmungen.
Karl August Noback (1810-1870), der Herausgeber des „Bilder-Atlas fuer Kaufleute und Fabrikanten“, stammte aus einer Familie, die sich nicht nur als Händler, sondern auch als Vermittler von ökonomischem Wissen einen Namen gemacht hatte. Schon der Vater Johann Christian Noback hatte in Erfurt eine der ersten deutschen Handelslehranstalten gegründet und ein Buch über das Münz- und Bankenwesen verfasst. Seine Söhne Karl August und Friedrich Eduard versuchten später - wenn auch wenig erfolgreich - eine Handelsakademie in Berlin zu etablieren. Für das Buchprojekt waren die Erfahrungen als Lehrer jedoch sicher hilfreich, denn Karl August Noback wusste um die didaktische Bedeutung von bildlichen Darstellungen, die in den Handbüchern fehlten. Es sei, schreibt er im Vorwort zur ersten Lieferung, „durchaus nothwendig, daß dem Verständnisse durch Abbildung zu Hülfe gekommen wird.“ (1. Lieferung, S. 1)
Der Bilderatlas füllt diese Lücke mit 120 zum Teil kolorierten Lithographien, die in sechs „Sectionen“ ein Kaleidoskop der Produktions- und Handelswelt der Zeit entwerfen. Vorgestellt werden zunächst exotische Pflanzen wie z. B. Kakao, Baumwolle oder Indigo. Die Section „Technologie“ zeigt neue Techniken und idyllische Ansichten von Fabrikhallen, in denen wenige, sauber und gut gekleidete Menschen mit Hilfe von Maschinen Garn spinnen, mahlen, drucken, Papier und vieles mehr herstellen. Der üppige Bilderreigen setzt sich fort mit Darstellungen von Münzen, die weltweit in Umlauf waren, Stadtplänen und Ansichten wichtiger Handelsplätze von Magdeburg bis Rio de Janeiro sowie internationalen Flaggen. Den Abschluss bilden Abbildungen aus dem Bereich des Schifffahrts- und Transportwesens, ohne die die Industrialisierung nicht möglich gewesen wäre: Dampfschiffe, Lokomotiven, Routenpläne von Eisenbahnen und innovative Brückenbauten. Noback verfasste zu den Bildern jeweils kurze Erläuterungstexte, in denen er beispielsweise den Aufbau einer Dampfmaschine erklärt, aber auch praktische Ratschläge gibt, wie etwa, die laute und schmutzige Unterstadt Québecs zu meiden, denn „wer nicht Geschäfte dort hat, thut besser, sie gar nicht zu besuchen.“ (19./20. Lieferung, S. 3)
Die zweite deutsche Nordpolar-Expedition : officielle Mittheilungen des Bremischen Comites.
2. Aufl.. - Braunschweig : Westermann, 1870. - 54 S., [4] Bl. : Ill. u. Kt.
Auch als elektronische Ressource
Bemerkungen : Fehlende Tafel des I. Stueckes durch Fotografie ersetzt. - 2 fehlende Seiten der Beschreibung des I. Stueckes durch Fotokopie ersetzt
Unser Buch des Monats Juni ist - vielleicht ein wenig verwunderlich - ein Bericht von einer deutschen Polarexpedition, die - und hier kommt die Auflösung - Mitte Juni 1869 aufbrach. Die Arktis übt nicht erst seit dem jüngsten Polarlichter-Hype eine große Faszination aus. Bereits im 19. Jahrhundert war das Interesse an den damals weitgehend unbekannten Regionen, nicht zuletzt durch das Schicksal der verschollenen Franklin-Expedition, groß. Seit den 1860er Jahren gab es in Deutschland Pläne für eine eigene Nordpol-Expedition. 1868 wurde eine mehrmonatige „Orientierungsfahrt“ mit der Yacht „Grönland“ durchgeführt, die als erste deutsche Polar-Expedition gilt, ehe am 15. Juni 1869 die beiden Expeditionsschiffe „Germania“ und „Hansa“ von Bremerhaven aus Richtung Nordpol in See stachen. Als treibende Kraft hinter der deutschen Polarforschung gilt der Gothaer Kartograf und Geograf August Petermann (1822 – 1878), der große Geldsummen aus seinem Privatvermögen in das Unternehmen steckte und zwei wesentliche Ziele formulierte: Die wissenschaftliche Erforschung, insbesondere die kartografische Vermessung, der arktischen Zentralregion und die Bestätigung der (irrigen) Theorie, dass sich nördlich des Packeises ein eisfreies und schiffbares Nordmeer befinde.
Die beiden Schiffe waren nach heutigen Maßstäben mit knapp 30 Meter Länge sehr klein. Die Ausrüstung für 27 Besatzungsmitglieder, die in dem Buch ausführlich beschrieben wird, umfasste neben Kohle, Kleidung, Konserven und wissenschaftlichen Instrumenten auch „Bücher und Spiele, Musikinstrumente und Handwerksgeräthe, um in der Winternacht für Erheiterung und Belebung der Mannschaft wirken zu können.“ (S. 24) Zur Belebung dürfte auch die großzügige Versorgung mit alkoholischen Getränken beigetragen haben: 60 Flaschen Cognac, 348 Flaschen Sherry, 24 Flaschen Rum, 16 Kisten Spirituosen, 16 Tonnen und 1 Korb Bier, Rheingauer Wein und Ingwer-Likör … Getreu dem Motto: „Gute Getränke sind auf arktischen Reisen unentbehrlich.“ (S. 36)
Durch ein missverstandenes Signal wurden „Germania“ und „Hansa“ getrennt, letztere im Packeis eingeschlossen. Das Schiff sank am 23. Oktober 1869, die Mannschaft konnte sich mit Proviant, Brennmaterial, zwei Öfen und drei Beibooten auf eine große Eisscholle retten, auf der man mit Kohlebriketts ein Haus errichtete. Nach einer strapaziösen Irrfahrt von 236 Tagen erreichte die Besatzung lebend eine Missionsstation im Süden Grönlands.
Die Besatzung der „Germania“ setzte ihre Fahrt Richtung Norden fort und überwinterte in einer geschützten Bucht. Es wurden zwei Observatorien errichtet und die gesamte Küste zwischen 73° und 77° Nord kartiert. Bremerhaven konnte am 11. September 1870 aus eigener Kraft erreicht werden.
Es ist bemerkenswert, dass der vorliegende Bericht geraume Zeit vor der Rückkehr der „Germania“ veröffentlicht wurde. Der Hauptgrund dafür dürfte die noch immer ungesicherte Finanzierung gewesen sein, was auch an der Nachschrift mit dem Titel „Aufruf zur Deckung der Kosten“ mit einer umfangreichen Spendenliste und dem Hinweis „es fehlen noch 27600 Thaler“ (S. 1) sichtbar wird. Die über 1.000 Seiten starke wissenschaftliche Dokumentation der Expedition erschien erst in den Jahren 1873/74 bei Brockhaus in Leipzig.
Richter, C. F. W.: Beschreibung und illuminirte Abbildungen in- und auslaendischer Schmetterlinge : XL Stuecke / C.F.W. Richter.
Breslau : [Verlag nicht ermittelbar], 1805-1806. - 160 ungezaehlte Seiten, 40 Blaetter Tafeln : Illustrationen
Die Illustrationen sind handkolorierte Kupferstiche
Bemerkungen : Fehlende Tafel des I. Stueckes durch Fotografie ersetzt. - 2 fehlende Seiten der Beschreibung des I. Stueckes durch Fotokopie ersetzt
Das Werk zeigt auf 40 prachtvoll kolorierten Kupfern Ansichten in- und ausländischer Falter, hier noch zeitgenössisch als „Vögel“ bezeichnet, meistens Raupe, Puppe und Schmetterling auf einer Tafel, mit so wohlklingenden Namen wie „Das Citronenblatt“, „Der Dröhnenschwärmer“ oder „Die asiatische blaue Sonne“. Jeder Illustration ist ein kurzer beschreibender Text beigefügt, der mit Linné-Klassifikation und ausführlichem Literaturverzeichnis wissenschaftlichen Ansprüchen gerecht werden, aber offensichtlich auch der Unterhaltung dienen sollte:
So schreibt der Verfasser zu Stück XXVII.: „Ich hoffe meinen werthgeschätzten Lesern mit der vorliegenden Abbildung eines ausländischen Tagschmetterlings gewiß eine angenehme Unterhaltung zu verschaffen.“ Wer der wertschätzende Autor war, kann indes nicht mit Sicherheit bestimmt werden. Es wird aufgrund der sehr ähnlichen Gestaltung des Werkes „Beschreibung und Abbildung schlesischer Insecten“ (Breslau, 1821) C. F. W. Richter als Verfasser angenommen, über dessen Biografie kaum etwas bekannt ist.
Ebenso wenig konnte bislang die Urheberschaft der meisterlichen Kupferstiche geklärt werden. Die Publikation, die in 40 Stücken 14täglich vom 1. Juli 1805 bis 19. Januar 1807 erschien, lässt also Raum für weitere Forschungen.
Reubke, Gustav: Jagd-Album : Seiner Koeniglichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Carl in tiefster Ehrfurcht zugeeignet / von G. Reubke nach Aquarellen von A. Rohlfs und W. Riefstahl.
Berlin : Verlag von E. Schotte & Co., [1870?]. - 1 ungezaehltes Blatt, 12 ungezaehlte Blaetter Tafeln.
Der Neffe von Kaiser Wilhelm I. und spätere Generalfeldmarschall Friedrich Carl von Preußen (1828 – 1885) war schon in jungen Jahren als passionierter Jäger bekannt. 1849 pachtete er das Revier Beelitz in der Mark Brandenburg und 1859 erwarb er ein Gut bei Neu-Zehlendorf, dessen Forsthaus Dreilinden er umbauen ließ und als Jagddomizil nutzte. Darüber hinaus war Friedrich Carl von Preußen oft Gast bei Hof- und Parforcejagden des europäischen Hochadels. So sind Elchjagden in Ostpreußen und Bären- und Wolfsjagden in Russland überliefert. Er selbst bevorzugte aber die waidgerechte Pirsch im heimischen Revier. Seine 1885 in Hugo’s Jagd-Zeitung veröffentlichte Schussliste umfasst 11.520 erlegte Tiere, darunter allein 4.709 Hasen.
Zu welchem Anlass das vorliegende Jagd-Album „dem Prinzen Friedrich Carl in tiefster Ehrfurcht zugeeignet“ wurde, konnte nicht ermittelt werden. Es umfasst neben dem Titelblatt 12 großformatige montierte farbige Lithografien nach Aquarellen des Landschaftsmalers und späteren Direktors der Karlsruher Kunstschule Wilhelm Ludwig Friedrich Riefstahl (1827 – 1888) und des Prinzen Hofjagdmalers Adolf Rohlfs. Die Darstellungen zeigen jagdbare Tiere, wie Rehe, Hirsche, Hasen, Wildschweine, Rebhühner und Enten. Die von Gustav Reubke lithografierten Tafeln erschienen im Verlag von Ernst Schotte in Berlin, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts insbesondere als Hersteller von Erdgloben europaweit bekannt wurde.
Der vorliegende Tafelband ist das einzige in deutschen Bibliotheken vorhandene Exemplar.
Fischbuechlein : oder die Kunst: Forellen, Hechte, Asche, Barben, Barsche, Birstlinge, Alten, Rothaugen, Weisslinge etc. zu fangen : mit 8 Abbildungen / auss practischer Erfahrung zusammengestellt von einem Fisch-Freund. ‐ Zweite verbesserte Auflage.
Augsburg : In George Jaquets Verlagsbuchhandlung, 1852. ‐ 16 Seiten, 1 ungezaehltes gefaltetes Blatt Tafel : Illustration.
Was liegt näher als für den März, den Monat des Fastens und des Sternzeichens Fische, den Blick auf ein „Fischbüchlein“ zu richten? Das schmale Bändchen von gerade einmal 16 Seiten gibt eine kurze, aber durchaus alltagstaugliche Anweisung, wie man Angel, Schnur und Köder nutzt, um am kleinen Fischbächlein den Fischen nachzustellen oder wie Teiche am besten mit Fischen zu besetzen sind. Den einzelnen Fischarten werden die optimale Ausrüstung zugeordnet. So sollte die Angelschnur für Forellen „mindestens 14 bis 15 Schuh lang und … wenigstens 12 bis 16 Roßhaare dick sein“ (1). Kommt aber ein Hecht, „so ist die Angel hin, denn er beißt sie ab“ (2).
Das vom in München und Augsburg von 1843 bis 1855 nachweisbaren Buchhändler George Jacquet verlegte „Fischbüchlein“ hat wohl vorwiegend regionale Verbreitung gefunden, was die Beschreibung der Fanggründe in bayerischen Flüssen wie Isar, Amper, Inn und Lech vermuten lässt. Wer sich hinter dem Pseudonym „ein Fisch-Freund“ verbirgt, konnte leider bislang nicht enttarnt werden. Die Schrift ist von außerordentlicher Seltenheit, in deutschen Bibliotheken ist kein weiteres Exemplar vorhanden.
Besonders interessant erscheint das Kapitel „Was ein Hausvater von den Fischen wissen soll“ (3), das von der Verarbeitung der Fische zu allerlei Arzneien handelt: Während die Wirkung von Hechtherz gegen Fieber sich noch einigermaßen plausibel anhört, ist „Schleyengalle in die üblen Ohren gethan, um das verlorene Gehör wiederzubringen“ (4) sicher nicht zur Nachahmung empfohlen.
In diesem Sinne: Petri Heil!
(1) Fischbuechlein, 1852, S.
(2) S. 4
(3) S. 11
(4) S. 13