Pierson, Caroline: Encyclopaedie der saemmtlichen Frauenkuenste : ein reiches Lehrbuch zur sichern Erwerbkunde und ein treuer Rathgeber in allen Faellen des weiblichen Wirkungskreises fuer Maedchen und Frauen : mit 21 Kupfertafeln / von Caroline Leonhardt und Caecilie Seifer. - Leipzig : bei August Robert Friese, 1833. - 2 ungezaehlte Blaetter, II, IX, 183 Seiten, 21 ungezaehlte Blaetter Tafeln : Illustrationen
Signatur: 18/35186 | Online-Ausgabe
Probier’s mal mit Gemütlichkeit
Anna bzw. Amalie, eine fiktive Dame aus wohl gutem Haus, unterstützt ihren Bruder bei der Erziehung seiner drei heranwachsenden Töchter. Viele Erziehungsinstitute ihrer Zeit erscheinen ihr nicht annehmbar in vielerlei Hinsicht: mitunter zuviel klassische Bildung und nicht auf das praktische Leben vorbereitend.
In Form von Briefen an die jungen Damen erläutert die wohlmeinende Tante die korrekten Vorgehensweisen bei Handarbeit, Wäschebehandlung, Putzmachen und Blumenbinden; wie Räume innen und junge Damen wohlgefällig von außen dekoriert werden.
Ergänzt werden die „Briefe“ von 21 Kupfertafeln aus allen Bereichen: Strickmuster, Vorlagen für Schrift, Frisuren und das Servieren von Speisen inklusive dem Falten der passenden Servietten.
Die Ansprache junger Menschen in Form von Briefen zur Vermittlung moralischer Grundsätze und religiöser Erziehung war im 18. und 19. Jahrhundert kein ungewöhnliches Stilmittel. Erworben wurde das sonst in Berliner Bibliotheken vorhandene Buch in einem Paket mit weiteren Bänden ähnlichen Inhalts, u.a. „Lebensregeln für junge Frauen“ und „Kleine Anstandslehre für die Dorfjugend“.
Caroline Leonhardt, in zweiter Ehe mit Namen Pierson, lässt auf den für die mannigfaltigen Themen relativ wenigen Seiten kaum einen Bereich für die gebildete, junge Dame von Stand aus. Doch auch, wenn das Wort „kochen“ auf 28 Seiten fällt, so nicht im Rahmen der Zubereitung von Speisen. Das bleibt dann wohl dem Personal überlassen, der Sinn und Zweck des Bändchens ist „der höchste Zauber jedes Menschen, und besonders des Weibes, - die Gemüthlichkeit!“ (S. III).