Karl Ernst Knodt: Angaben zur Erschließung der Briefsammlung
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Karl Ernst Knodt: Angaben zur Erschließung der Briefsammlung

Die Briefsammlung

Im Archivzentrum der Universitätsbibliothek befindet sich eine umfangreiche Briefsammlung, die dem Nachlass des "Waldpfarrers" Karl Ernst Knodt (1856-1917) entstammt. Die Briefe kamen wahrscheinlich in den 40er-Jahren unter ungeklärten Umständen in den Besitz der Erwin-von-Steinbach-Stiftung (damals Wissenschaftliches Institut der Elsaß-Lothringer im Reich). Die Vermutung liegt nahe, dass es sich bei dieser Sammlung um die Briefe handelt, deren Verlust Knodts Sohn Karl Adam Knodt (1881-1960) im Vorwort der von ihm unter dem Titel "Der helle Goldton" herausgegebenen Sammlung von Gedichten seines Vaters konstatiert:
"Das Schicksal dieser zum Teil wertvollen Briefe ist bedauerlich. Die an Karl Ernst Knodt gerichteten wurden noch vor dem Zweiten Weltkrieg an einen befreundeten Buchhändler nach Leipzig gegeben, der Möglichkeit und Fertigkeit zur literarischen Verwendung besaß. Bei der Zerstörung Leipzigs wurde alles verbrannt. Eine kleine Auswahl wichtiger Briefe ist im Besitz der Familie."

Das Briefkonvolut besteht aus 2008 Briefen und Postkarten. Die Zahl der Verfasser liegt bei ungefähr 312 Personen. Der Adressat ist fast ausschließlich Karl Ernst Knodt, es sind aber auch an seine Frau Käte gerichtete Briefe dabei. Ferner finden sich Briefe Ernst Waldemar Bonsels an Paul Ernst Köhler, den 1914 gefallenen "Wahlsohn" Knodts.
Der älteste Brief stammt aus dem Jahr 1886 (von Hermann und Luise Behn aus Hamburg), der jüngste ist an die Witwe Käte Knodt im Jahr 1918 geschrieben.

Die Sammlung Karl Ernst Knodt wird im Archivzentrum der Stadt-und Universitätsbibliothek Frankfurt am Main aufbewahrt. Sie stellt allerdings nur einen Teil des gesamten Briefnachlasses des Odenwälder Dichterpfarrers dar, die übrigen Briefe bewahrt der Familienverband. Insofern kann die Sammlung als bedeutende Ergänzung zur Korrespondenz Karl Ernst Knodts gelten.

Die Briefe sind nach den Namen ihrer Schreiber sortiert und alphabetisch geordnet. In den einzelnen Einträgen erhält man die wichtigsten Daten zu den Verfassern. Dazu gehören in den Briefen verwendete Pseudonyme, Funktion, Beruf und Lebensdaten. Die Datenbank enthält darüber hinaus detaillierte Informationen über Umfang und Dauer der Korrespondenz, sowie über die Absendeorte der Briefe.

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Bedeutung der Sammlung

Karl Ernst Knodt war unter seinen Zeitgenossen als der "Waldpfarrer" bekannt. Auch in vielen der hier besprochenen Briefe wird er mit diesem Beinamen angeredet. Der Odenwälder Pfarrer führte in seiner Gemeinde Ober-Klingen und später im "Dichterheim" in Bensheim ein offenes Haus, dessen Gastfreundlichkeit vor allem von Gästen aus literarischen Kreisen in Anspruch genommen wurde. Die dichterischen Neigungen Knodts, die ihn bereits im Alter von 48 Jahren das Pfarramt niederlegen ließen, fanden ihren ersten Niederschlag in dem Gedichtband "Aus meiner Waldecke" von 1900. Es folgten weitere sechs Bände eigener Gedichte und die Herausgabe von drei Gedicht-Anthologien.

Die Briefsammlung zeugt von Knodts intensiven und zahlreichen Beziehungen zur literarischen Welt seiner Zeit. Unter seinen Briefpartnern finden sich die Namen von Verlegern (wie Eugen Diederichs), und von seinerzeit etablierten und bekannten Dichtern (wie Prinz Emil von Schönaich-Carolath und Agnes Miegel), aber auch von damals noch unbekannten, jungen Dichtern, die ihm ihre literarischen Produkte zur Prüfung zusandten. Knodt förderte sie, indem er sie zum einen in seinem Haus mit Schriftstellern und Verlegern bekannt machte, und zum anderen in eine seiner Gedicht-Anthologien aufnahm.
Daneben nahm Knodt oftmals auch eine freundschaftlich-väterliche Rolle ein, von der auch Hermann Hesse spricht, der ihn zum ersten Mal im Juli 1901 besuchte, worauf zwei Aufenthalte zu Weihnachten 1901 und 1902 folgten. Hesse beschreibt das Verhältnis der jungen Dichter zu Knodt mit folgenden Worten:

"Wie kennen ihn fast alle. Er hat uns, als wir noch hoffnungslos unbekannte Lyriker waren, herzliche Briefe geschrieben und uns eingeladen, und wir kamen auf unseren Wanderungen immer gerne in sein Pfarrhäuschen in dem kleinen Odenwalddorf Ober-Klingen, weit abseits von Welt und Eisenbahn. Wir haben dort, zumal in schlechten Zeiten, schöne gastliche Tage verlebt, und bei manchen sind sogar Wochen daraus geworden. [...] Er schonte, wenn einer von uns angewandert kam, nicht das Huhn auf dem Hofe, noch den Wein im Keller, noch die Gans im Stalle."
(Zitiert nach Manfred Knodt 1992, S.19)

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zuletzt geändert am 15. Oktober 2024