Nachlass Aloys Schmitt
Die Stadtbibliothek Frankfurt am Main erhielt 1903/04 einen Teil des Nachlasses des Komponisten, Pianisten und Musikpädagogen Aloys Schmitt als Schenkung von dessen Kindern.
Aloys Schmitt (geb. 26.8.1788, gest. 25.7.1866) erhielt seine erste musikalische Ausbildung durch den Vater, den Schulrektor und Organisten Franz Bartholomäus Schmitt. Seit 1800 lebte er im Hause von Johann Anton André in Offenbach, wo neben diesem auch G. J. Vollweiler und Philipp Carl Hoffmann seine Lehrer waren. 1806 zog Schmitt nach Frankfurt um und widmete sich hier dem weiteren Studium und der Komposition erster eigener Werke. Auch trat er hier am 23.3.1810 erstmals öffentlich als Pianist auf und gab seitdem regelmäßig Konzerte. Außerdem leitete er gemeinsam mit seinem früheren Lehrer André einen gemischten Chor in Offenbach, für den er 30 Kantaten komponierte. In dieser Zeit machte Aloys Schmitt die Bekanntschaft von Börne und Jean Paul, dem er sein Orchesterstück "Tongemälde" op. 45 widmete. Seit 1814 unternahm der Künstler zahlreiche Konzertreisen, u.a. nach Holland und Belgien, an den Rhein, nach Bayern und Norddeutschland.
Inzwischen war er nicht nur als Komponist erfolgreich, sondern war auch als Klavierlehrer bekannt geworden (nicht zuletzt durch den ersten Auftritt seines Schülers Ferdinand Hiller 1821). In den folgenden Jahren wurde seine musikpädagogische Methode als Schmittsche Schule berühmt und war weit verbreitet. Auch der Schmittsche Anschlag war ein Begriff (Henkel).
Nach Aufenthalten in München und Berlin 1825/26 sowie der Tätigkeit als Hoforganist und "Kammermusikus" des Herzogs von Cambridge in Hannover (1826-29) kehrte Schmitt nach Frankfurt zurück und trat seitdem nur noch selten als Pianist auf. Neben dem Komponieren widmete er sich nun v.a. seiner Tätigkeit als Musiklehrer in den Fächern Klavierspiel und Komposition.
1834 gründete Schmitt mit anderen den Frankfurter Instrumentalverein (später Philharmonischer Verein), dessen Dirigent er bis 1844 war.
Weiterhin unternahm Aloys Schmitt mehrere Reisen durch Deutschland und ins Ausland und lernte dort sowie in Frankfurt die wichtigsten Musiker seiner Zeit kennen. (u. a. C.M. v. Weber, Paganini, Liszt, Chopin, Spohr, Mendelssohn, Clara Schumann). Auch führte er einen regen Briefwechsel mit ihm befreundeten Komponisten, insbesondere mit Spohr (seit 1844).
Schmitt wurde mit mehreren Orden und Auszeichnungen bedacht, u.a. Ernennung zum Kammerkomponisten in München (1824) und zum Dr. phil. h.c. der Universität Gießen (1850).
Sein Sohn Georg Aloys (1827-1902) war ebenfalls ein bekannter Komponist und Pianist. Er wirkte lange Jahre als Hofkapellmeister in Schwerin und später als Direktor des Dresdner Mozartvereins (Teilbestände des Nachlasses ebenfalls in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg).
Werke
Vier Opern, eine Operette, Messen, die Oratorien »Moses« und »Ruth«, diverse Sonaten, Rondos, Ouvertüren, Streichquartette, Sinfonien, mehrere Klavierkonzerte, Lieder und Kantaten.
Von Bedeutung geblieben sind v.a. seine - von Liszt hochgeschätzten - Unterrichtswerke für das Klavierspiel, darunter sein größtes musikpädagogisches Werk, die »Methode des Klavierspiels« op. 114 f., die Etüden op. 16, 55, 61, 116, sowie die Sonatinen op. 10 und 11.
Der Bestand in der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg umfasst 150 Musikhandschriften eigener Werke (alle Werkgattungen) sowie ca. 50 Briefe. Als Drucke vorhanden sind 30 Titel, überwiegend Klavier- und Kammermusik.
Katalog
Die Briefe sind im allgemeinen Autographenkatalog verzeichnet, die Musikhandschriften im Zettelkatalog der Musikhandschriften. Musikdrucke von Schmitts Werken auch in den Allgemeinen Katalogen.
MGG; Riemann; Frankfurter Biographie; Mendel/Reissmann; Musikalisches Conversations-Lexikon;
Hans Engel, Die Entwicklung des deutschen
Klavierkonzertes von Mozart bis Liszt.
Leipzig
(1927) S. 190ff.
Heinrich Henkel, Leben und Wirken von Dr. Aloys Schmitt.
Frankfurt a. Main (1873);
mit Werkverz. S. 81ff.
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zuletzt geändert am 15. Oktober 2024