Einschätzung der Qualität einer Open-Access-Zeitschrift
Es gibt qualitativ hochwertige und qualitativ minderwertige Zeitschriften. Dies gilt für herkömmliche Zeitschriften ebenso wie für Open-Access-Zeitschriften. Es gibt Fachgebiete, in denen Open-Access-Zeitschriften genau so hohe oder gar höhere Impact-Faktoren aufweisen als die am höchsten gerankten herkömmlichen Zeitschriften. Aber ein Markt, in dem viele WissenschaftlerInnen bereit sind, für die freie Zugänglichkeit ihrer Paper zu bezahlen, lockt unweigerlich auch Anbieter auf den Plan, die Publikationsgebühren kassieren wollen, ohne versprochene Gegenleistungen wie z.B. Peer Reviewing zu erbringen. Oft spricht man in diesem Fall vom «predatory journal» oder «predatory publisher». Für die Autorin oder den Autor, die/der das mühsam erarbeitete Paper unwissentlich in einer qualitativ minderwertigen Open-Access-Zeitschrift veröffentlicht, ist dies gleich in zweifacher Hinsicht ärgerlich: Man hat Geld gezahlt, ohne eine adäquate Gegenleistung zu bekommen, und statt eines möglichen Reputationsgewinns droht eher ein Reputationsverlust.
Im Folgenden finden Sie einige Hinweise, wie sich die Qualität einer Open-Access-Zeitschrift einschätzen lässt.
«Think - Check - Submit»
Einen straffen Überblick über Kriterien, die man vor dem Einreichen von Artikeln abprüfen sollte, hat die Initiative "Think. Check. Submit." zusammengestellt, insbesondere mit konkreten Hinweisen für Open-Access-Publikationen.
Einschätzung anhand von White Lists und Black Lists
Die bekannteste White List ist das Directory of Open Access Journals (DOAJ). Ist eine Zeitschrift hier gelistet, dann erfüllt sie grundlegende Qualitätskriterien. Da es Zeitschriften gibt, die irreführende Angaben machen, sollte man immer direkt im DOAJ nachschlagen. Zu beachten ist, dass es einige Zeit dauert, bis neue Zeitschriften im DOAJ aufgenommen werden - es sollte also kein Ausschlusskriterium sein, wenn jüngere Zeitschriften hier (noch) nicht auftauchen.
Die Black List "Beall´s List" war wegen fehlender Transparenz und harscher Urteile immer umstritten. Sie wird nicht mehr gepflegt und ist auf dem Stand von Januar 2017 eingefroren. Doch findet sich ein Verlag oder eine Zeitschrift in dieser Liste, sollte man das zum Anlass nehmen, die Zeitschrift noch einmal genauer zu prüfen.
Indexierung in Aufsatz-Datenbanken
Ein weiteres mögliches Kriterium ist, ob die Zeitschrift in einschlägigen wissenschaftlichen Aufsatz-Datenbanken indexiert ist. Zum einen beinhalten diese Datenbanken eine Qualitätsprüfung, zum anderen sind die darin indexierten Aufsätze sehr gut auffindbar. Auch hier gilt, dass einige Zeitschriften falsche Angaben machen und man im Zweifel bei den Datenbanken selbst nachschlagen sollte, und dass es einige Zeit braucht, bis neugegründete Zeitschriften von diesen Datenbanken erfasst werden.
Einige große wissenschaftliche Aufsatz-Datenbanken:
Web of Science
- die Master Journal List (frei zugänglich)
- Informationen zu den Auswahlkriterien, den wichtigsten Indexes und deren Verhältnis zum Journal Impact Factor (frei zugänglich)
- Zugang zum Web of Science und den Journal Citation Reports für Mitglieder der Goethe-Universität
- alle indexierten Titel und die zugehörigen Metriken (frei zugänglich)
- Informationen zu den Auswahlkriterien (frei zugänglich)
- PubMed Suchportal (frei zugänglich)
Weitere Informationen
Weitere Hinweise und Hintergründe finden Sie auf diesen Seiten:
- «Die räuberische Zeitschrift....» - Blogbeitrag der Universitätsbibliothek Leipzig (Stand November 2017)
- «Nicht nur schwarz und weiß: Die Qualität von Open-Access-Zeitschriften bewerten» - Blogbeitrag der TIB Hannover (Stand Oktober 2017)
- «Predatory Publishers»: Überblicksseite der Bibliothek der University of Saskatchewan
Gerne können Sie sich auch an das Open-Access-Team der Universitätsbibliothek wenden.
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zuletzt geändert am 15. Oktober 2024